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Kluft geschlossen: Stromnetzgebühren zwischen Stadt und Land erstmals ausgeglichen

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Heidelberg. In Deutschland wurden bislang auf dem Land deutlich höhere Stromnetzgebühren fällig als in der Stadt. Zum Jahreswechsel sind die Stromnetzentgelte in ländlichen Gebieten um 9 Prozent gesunken und liegen nun auf dem gleichen Niveau wie in städtischen Gebieten. Das ist das Ergebnis einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox. 

Netzgebührenunterschied lag 2024 noch bei 11 Prozent

Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) bezahlte im vergangenen Jahr in städtischen Gebieten durchschnittlich 420 Euro (netto) Stromnetzgebühren. In ländlich geprägten Gegenden waren es hingegen 464 Euro, was einem Unterschied von rund 11 Prozent entspricht.

In vielen ländlichen Gebieten fallen durch den Ausbau der Stromnetze, der notwendig ist, um die steigende Zahl von Windrädern und Photovoltaik-Anlagen anzuschließen, hohe Kosten an. Ab dem Jahr 2025 greift ein neuer Ausgleichsmechanismus, der die Stromnetzgebühren in diesen Regionen senkt. Dadurch sind die durchschnittlichen Stromnetzgebühren für Haushalte in Städten zum Jahreswechsel um knapp 1 Prozent auf 426 Euro pro Jahr angestiegen, während sie in ländlichen Gegenden um rund 9 Prozent auf 424 Euro gefallen sind.

"Bisher mussten Haushalte in eher dünnbesiedelten Gebieten mit einem starken Ausbau erneuerbarer Energien auch höhere Stromnetzgebühren bezahlen. Diese Kosten der Energiewende wurden nun gerechter verteilt", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.

Starke Netzentgeltsenkungen im Norden, Osten und Süden

Am stärksten wurden die ländlichen Gebiete in Schleswig-Holstein entlastet (-28 Prozent), gefolgt von dünnbesiedelten Gegenden in Mecklenburg-Vorpommern (-26 Prozent), Brandenburg (-19 Prozent) und Bayern (-12 Prozent). Leichte Steigerungen um 3 Prozent gab es in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

Stromnetzgebühren machen ein knappes Drittel der Stromrechnung aus

Aktuell gehen rund 29 Prozent des Strompreises privater Verbraucherinnen und Verbraucher auf die Stromnetzgebühren zurück.

Eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh bezahlt im Bundesschnitt rund 428 Euro netto Stromnetzgebühren. Bei einem Paar-Haushalt mit einem Verbrauch von 2.800 kWh sind es 299 Euro, ein Single-Haushalt (1.500 kWh) zahlt durchschnittlich 160 Euro.

Zu Beginn des Jahres 2025 sind die Stromnetzgebühren im Bundesschnitt leicht um rund 2,5 Prozent gefallen. Doch ihr Niveau ist nach wie vor hoch, denn im Jahr 2024 war ein Anstieg von rund 23 Prozent zu verzeichnen. Innerhalb der letzten fünf Jahre sind die Stromnetzentgelte um 48 Prozent angestiegen.

Methodik

Verivox hat die Stromnetzentgelte der rund 850 Stromnetzbetreiber in Deutschland ausgewertet. Städtische und ländliche Regionen wurden anhand der Haushaltszahlen pro Postleitzahlengebiet kategorisiert. PLZ-Gebiete mit bis zu 5.000 Haushalten wurden als ländlich, Gebiete ab 20.000 Haushalte als städtisch eingeordnet.

Netznutzungsentgelte werden für den Ausbau und die Instandhaltung der Leitungen erhoben. Auch die Kosten für Zählerinstallation, Ablesung und Abrechnung sind darin enthalten. Sie werden von den Verbrauchern im jeweiligen Verteilnetz gemeinsam getragen.