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Klimawandel alarmiert auch Versicherungen

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

München - Beim Klimagipfel in Frankreich sind dieses Jahr auch Manager aus der Versicherungsbranche zu erwarten. Nach stetigen Erdbeben, Hitzewellen und Überschwemmungen geht es um die Fragestellung, wie lange sich Naturkatastrophen und Wetterereignisse eigentlich noch versichern lassen.

Wohl kein anderes Unternehmen weltweit sammelt die Informationen über Tropenstürme, Überflutungen oder Vulkanausbrüche so lückenlos wie der Rückversicherer. Mehr als 36 000 Naturkatastrophen hat der Konzern in seiner Datenbank erfasst. Daraus lassen sich die Folgen des Klimawandels nach Ansicht des Chef-Meteorologen Peter Höppe klar erkennen: Mehr Dürren, mehr Starkregen, mehr Hitzeperioden. "Ich halte den Klimawandel für die größte Bedrohung der Menschheit in diesem Jahrhundert", fasst er die Beobachtungen zusammen.

Beim Klimagipfel Ende November in Paris wird der Leiter der Abteilung Naturrisiken der Munich Re dabei sein. Denn für den Versicherungsriesen geht es am Ende auch um ein Geschäftsmodell, das vielleicht irgendwann nicht mehr funktioniert: Die MunichRe versichert weltweit mehr als 5000 Versicherungen gegen Großschäden aller Art. Aber wenn die Risiken durch Naturkatastrophen zu groß oder unkalkulierbar werden, sind sie womöglich irgendwann nicht mehr versicherbar - weil die Eintrittswahrscheinlichkeit zu groß ist. "Langfristig haben wir ein Interesse daran, den Klimawandel in Schach zu halten", sagt Höppe.

Auch Erstversicherer wie die Allianz oder die Ergo kosten die Wetterextreme immer mehr Geld: Allein Hagelsturm "Andreas" in Teilen Deutschlands brachte den Versicherern vor zwei Jahren innerhalb weniger Minuten einen Milliardenschaden ein - und ging mit Hagelbrocken groß wie Pampelmusen in die Versicherungsgeschichte ein. Mit einem Durchmesser von 14 Zentimetern stellte ein Eisbrocken alles in den Schatten, was je bei einem Unwetter vom Himmel fiel. Im größten Automobilwerk der Welt, bei VW in Wolfsburg, traf der Hagel Tausende Neuwagen.

Bereits vor Jahren appellierte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft in seiner Studie zum Klimawandel: "Alle gesellschaftlichen Gruppen sind aufgefordert, durch vorausschauendes Verhalten die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Treibhausgas-Emissionen nachhaltig zu senken."

Das sieht auch die MunichRe so. Die CO2-Belastungen durch die Flugreise zum Klimagipfel sind vor diesem Hintergrund für den Versicherungs-Meteorologen Höppe ein notwendiges und kleineres Übel. Von seinem Schreibtisch aus hat er die Gefahren immer im Blick: Auf einer Weltkarte der Naturgefahren sind alle Wetterrisiken mit Farbkennzeichnungen erfasst. Ein großer Teil der Karte ist dunkelgrün: Die Farbe kennzeichnet Risikogebiete für Tropenstürme mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 250 Stundenkilometern.

Kunden der MunichRe können alle Informationen zu den Wetterrisiken in ihrer Region auch in der Datenbank abrufen - und bis auf die Straße genau anzeigen lassen, ob sich die Ansiedlung eines neuen Logistikzentrums in der Nähe eines Flusses aus Risikosicht empfiehlt. Denn davon hängt letztlich ab, ob sich der Standort zu bezahlbaren Prämien versichern lässt.