Klimaforscher optimistisch für Zwei-Grad-Ziel
Stand: 23.02.2012
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Hamburg - Nach neuesten Modellrechnungen sehen deutsche Klimaforscher noch Chancen, die Erderwärmung durch den Treibhauseffekt in den nächsten Jahrzehnten global auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Das Deutsche Klimarechenzentrum (DKRZ) und das Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) machten zugleich deutlich: "Die Voraussetzung dafür wäre eine umgehende und drastische Minderung der Kohlendioxidemissionen."
Die beiden Institutionen gehören zu dem weltweiten Forschungsnetzwerk, das Modelle und Prognosen für das internationale Weltklima-Forschungsprogramm WCPR anfertigt. Ihre Berechnungen werden 2013 in den nächsten Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC einfließen. Dessen weithin akzeptierte Expertise bildet die Basis für globale Klimaschutzverhandlungen wie zuletzt in Durban in Südafrika.
Die Hamburger Ergebnisse sollen nach Angaben der beteiligten Forscher auch dazu dienen, "die Grundlage für gesellschaftspolitische Diskussionen über mögliche Klimafolgen und den daraus resultierenden Handlungsbedarf" zu bilden.
Über das Zwei-Grad-Ziel
Eine Begrenzung der allgemein als unvermeidlich angesehenen Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius gilt unter Regierungen, Forschern, Umweltschützern und anderen Experten als entscheidend, um die Auswirkungen des Klimawandels in einem halbwegs kontrollierbaren Rahmen zu halten. Das Zwei-Grad-Ziel dient explizit auch als Bezugspunkt für die internationalen Klimaverhandlungen.
Zuletzt hatten sich Zweifel daran verstärkt, dass das Ziel noch erreichbar ist. Nach UN-Angaben hat sich die Erdatomosphäre in den vergangenen 15 Jahren so stark erwärmt wie nie zuvor. Die CO2-Emissionen nahmen derweil weiter zu.
CO2-Ausstoß auf historischem Rekordhoch
Nach einer im vergangenen Jahr von der Internationalen Energieagentur (IEA) vorgestellten Berechnung stiegen der weltweite CO2-Ausstoß im Jahr 2010 auf ein historisches Rekordhoch. Nach der Einigung der Staaten in Durban auf einen Fahrplan für ein neues Klimaschutzabkommen hatten Umweltschützer kritisiert, dass die Beschlüsse wohl nicht ausreichten, das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen.
Falls der CO2-Ausstoß weiterhin ungebremst ansteigt, erwarten die Hamburger Wissenschaftler bis zum Jahr 2100 eine durschnittliche globale Erwärmung um bis zu vier Grad Celsius - mit "vielfältigen Folgen" für Mensch und Natur, wie sie erklärten. "Wir würden weltweit mehr länger anhaltende und auch drastischere Hitzewellen haben", betonte Jochem Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie und Vize-Vorsitzender des Weltklima-Forschungsprogramms.
Grundlagen der Kilmaprojektion
Nach eigenen Angaben integrierten die Forscher in ihre Klimaprojektionen auch den komplizierten natürlichen Kohlenstoffkreislauf und die Dynamik der Vegetation. Zudem sei es ihnen erstmals gelungen, die für das Klima wichtige Strömung im Nordatlantik genau zu berechnen und einzubeziehen. Die Berechnungen wurden am Hochleistungsrechner des Hamburger Klimarechenzentrums gemacht, einem der weltweit leistungsfähigsten Anlagen für diesen Zweck.