Klimaanlagen sind immer noch Stromfresser
Stand: 08.05.2012
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Bietigheim/Erfurt - Klimaanlagen zählen seit jeher zu den größten Energiefressern im Haushalt. Während Kühlschränke und Waschmaschinen immer sparsamer werden, bleiben auch moderne mobile Klimageräte teuer in der Anschaffung und im Verbrauch.
Im Winter lässt sich die Zimmertemperatur gut einstellen. Wird es zu kalt, drehen wir die Heizung auf. Im Sommer ist das nicht ganz so einfach. Warme, feuchte Luft dringt ins Haus und heizt die Räume auf. Die Hitze belastet die Menschen und raubt vielen nachts den Schlaf. So mancher wünscht sich dann, er könnte die Temperatur dann einfach herunterregeln.
"Mit einem mobilen Raumklimagerät ist das möglich", sagt Claus Händel, Technischer Referent beim Fachverband Gebäude-Klima in Bietigheim. Es kühlt die Raumluft und leitet die warme Luft ins Freie. Allerdings hat die Technik auch ihre Nachteile.
Monoblockgeräte sind besonders einfach zu handhaben
Die Geräte werden nur bei Bedarf eingesetzt. Nach dem Sommer können sie abmontiert und bis zum nächsten Einsatz eingelagert werden. Im Handel gibt es verschiedene Varianten. Ganz unkompliziert ist die Bedienung eines Monoblockgeräts. Es steht auf Rollen und wird je nach Bedarf in verschiedene Zimmer geschoben. Ein etwa zehn Zentimeter dicker Schlauch leitet die warme Luft ab. Er muss in ein leicht gekipptes Fenster gehängt werden. "Dadurch kommt natürlich wieder warme Luft nach innen", erklärt Claus Händel. Diese Lösung sei nicht ideal, aber vor allem für Mieter geeignet, die keine baulichen Veränderungen in ihren Wohnungen vornehmen dürfen.
Deutlich leistungsfähiger und effizienter sind sogenannte Splitgeräte. Sie bestehen aus zwei Komponenten, die an der Außen- und Innenwand angebracht werden. "Für die Kältemittelleitung muss allerdings ein Loch in die Mauer gebohrt werden", informiert der Experte. Die Installation einer solchen Anlage sei immer Sache eines Fachbetriebes. Es gibt aber auch mobile Splitgeräte.
Haus- und Wohnungseigentümer, die eine längerfristige Lösung für ihr Hitzeproblem suchen, sind nach Ansicht des Fachverbands Gebäude-Klima mit einer fest installierten Splitklimaanlage gut bedient. Sie sollten allerdings nicht auf eigene Faust losziehen, sondern sich im Vorfeld fachlich beraten lassen. Denn der Betrieb einer Klimaanlage kann ins Geld gehen. Neben dem Anschaffungspreis schlagen die stetig wachsenden Energiekosten zu Buche.
Vor dem Kauf Kühllast berechnen lassen
"Besonders wichtig ist es, vor dem Kauf von einem Fachmann die Kühllast berechnen zu lassen. So kann das Gerät dem räumlichen Bedarf angepasst werden." Auch auf einen sparsamen Energieverbrauch ist zu achten. "Es gibt Energielabels von A bis G. Sie bieten allerdings nur eine grobe Orientierung. Besonders sparsam arbeiten die neuen Geräte mit Invertertechnologie. Damit kann die Geräteleistung stetig je nach Temperatur und Bedarf höher oder niedriger geregelt werden", sagt Händel
Oft werden Klimageräte in Dachgeschosswohnungen eingesetzt, die sich im Sommer stark aufheizen. "Damit wirklich eine spürbare Abkühlung erreicht wird, sollten mobile Blockanlagen eine Kälteleistung von 2,5 bis 3 Kilowatt haben. Splitklimageräte für mehrere Räume brauchen 3 bis 4 Kilowatt", sagt der Experte. Dies darf aber nicht mit dem Strombedarf verwechselt werden, dieser beträgt nur etwa ein Drittel bis ein Fünftel der Kälteleistung. Für eine durchschnittliche Wohnung könne man mit einem invertergeregelten Splitsystem von einem Strombedarf von etwa 4 kWh pro Tag ausgehen.
Klimageräte machen viel Lärm
Die technischen Helfer gegen die Sommerhitze haben aber auch Kritiker. "Man darf sich nicht zu viel von einem Klimagerät versprechen", meint Ramona Ballod, Energiereferentin bei der Verbraucherzentrale Thüringen in Erfurt. Um ein paar Grad Temperatursenkung zu erreichen, müsse man neben dem Energieverbrauch auch einen hohen Lärmpegel in Kauf nehmen. "Kompressoren und Ventilatoren verursachen Geräusche von 50 bis 60 Dezibel. Das ist so laut wie ein Rasenmäher auf zehn Meter Entfernung. Komfort ist etwas anderes", sagt Ballod.
Der Lärm ist auch für Claus Händel ein wunder Punkt. "Käufer sollten sich nicht allein auf die Schallangaben der Hersteller verlassen. Am besten ist es, sich das Gerät vorführen zu lassen, und zwar nicht im belebten Baumarkt, sondern in einem ruhigen Raum."
Verschattung und Ventilatoren sind gute Alternativen
Ramona Ballod hält Klimageräte ohnehin nur für die zweite Wahl, wenn man sich vor Sommerhitze schützen will. "Statt die heiße Luft aus der Wohnung herauszubefördern, sollte man sie erst gar nicht hereinlassen", sagt sie. Mit einer ordentlichen Verschattung der Fenster zum Beispiel durch Außenrollos, Klappläden oder Jalousien bleibe die Hitze weitgehend draußen. "In extremen Fällen helfen auch weiße Tücher, die von außen in die Fenster an der Südseite geklemmt werden", meint sie. Die Verschattung von außen sei generell effektiver als von innen.
Wichtig ist auch die richtige Lüftung. "An heißen Tagen sollte man konsequent nur am frühen Morgen und in den späten Abendstunden die Fenster öffnen. Dann ist es draußen relativ kühl. Tagsüber sollten die Fenster geschlossen bleiben, auch wenn es schwer fällt", sagt Ballod.
In Deutschland gebe es durchschnittlich 25 Hitzetage pro Jahr. "Die übersteht man mit solchen Maßnahmen gut", meint die Expertin. Erleichterung könne zusätzlich ein Ventilator schaffen. Der wirble zwar die heiße Luft nur auf, aber die Haut spüre durchaus einen Kühleffekt. Und er sei viel umweltfreundlicher als ein Klimagerät.