Kieler Ministerin kritisiert nach AKW-Vorfällen Betreiber Vattenfall
Stand: 05.07.2007
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Kiel (dpa) - Nach den Zwischenfällen im Atomkraftwerk Krümmel mit Auswirkungen auf den Reaktor hat Schleswig-Holsteins Sozialministerin Gitta Trauernicht Vertuschungsvorwürfe zurückgewiesen. Die für Reaktorsicherheit zuständige SPD-Politikerin kritisierte am Donnerstag massiv den Betreiber Vattenfall für dessen Informationspolitik. So habe der Konzern keine Pressemitteilung über die Folgen der Reaktorschnellabschaltungen am Donnerstag voriger Woche in Krümmel und Brunsbüttel herausgegeben. "Ich bin nicht das Öffentlichkeitsreferat dieses Weltkonzerns", betonte Trauernicht.
Vattenfall wies die Vorwürfe zurück. "Wir haben von Anfang an eine aktive und offene Kommunikation zu den Zwischenfällen in Krümmel betrieben", sagte Bruno Thomauske, Geschäftsführer von Vattenfall Europe Nuclear Energy. Die erste Information an das Ministerium sei bereits um 28 Minuten nach Ausbruch des Feuers erfolgt. Außerdem habe am Samstag ein Fachgespräch im Kieler Ministerium unter Beteiligung der Ministerin stattgefunden. Die Sicherheit war nach früheren Angaben Vattenfalls nicht gefährdet.
Die Umweltorganisation Greenpeace hat hingegen nach eigenen Angaben Hinweise auf Bedienfehler des Reaktor-Personals. Die Informationen stammten von Gesellschaft für Reaktorsicherheit, sagte die Greenpeace-Physikerin Oda Becker. "Das lässt Rückschlüsse auf die Sicherheitskultur bei Vattenfall zu." Laut Berechnungen im Auftrag von Greenpeace habe der Stromkonzern das Personal in Krümmel von 1996 bis 2005 um rund zwölf Prozent verringert. Darüber hinaus sei die Leistung des Kraftwerks 2006 um sieben Prozent erhöht worden.
Die Reaktoraufsicht prüft weiter, ob die Schnellabschaltung in Brunsbüttel nach einem Kurzschluss mit dem daraus resultierenden Spannungseinbruch im Stromnetz direkt Auswirkungen auf Krümmel hatte. Zwei Schnellabschaltungen binnen zwei Stunden seien ein Alarmsignal und erforderten lückenlose Aufklärung, erklärte Trauernicht.