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Keine Freude in Kosloduj: Zwei Reaktoren für EU-Beitritt geopfert

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Kosloduj (dpa) - Wenn in der Silvesternacht Bulgarien seine EU-Aufnahme feiert, dürfte das Kernkraftwerk Kosloduj an der Donau Trauer tragen. Dort müssen zwei Reaktoren unmittelbar vor der EU-Mitgliedschaft des Landes wegen Sicherheitsbedenken aus Brüssel abgeschaltet werden. Dann wird Bulgarien nicht mehr der größte Stromexporteur auf dem Balkan sein und möglicherweise selbst Strom einführen müssen. Das befürchten sowohl die Beschäftigten in Kosloduj als auch Experten in Sofia.

Die Abschaltung der beiden Reaktoren, die nach Angaben des sowjetischen Herstellers bis zum Jahr 2010 und 2012 laufen dürften, könnte für das Balkanland schwere finanzielle Folgen haben. "Bulgarien wird durch die vorzeitige Stilllegung bis zu zehn Milliarden Euro verlieren", erklärt der Jurist Atanas Semow vom Bürgerkomitee zur Rettung des Atomkraftwerkes. Sollten die Erdölpreise weiter steigen, könne der Verlust noch höher liegen.

Bulgarien exportiert seit langem Strom in mehrere Balkanstaaten und stillt einen großen Teil des Energiehungers in diesen Ländern. Dazu gehören neben den Nachbarn Griechenland, Serbien samt Kosovo und Mazedonien auch Albanien und Montenegro. "Die beiden Blöcke retteten vor zwei Jahren die Olympischen Spiele in Griechenland", behauptet Semow. Sein Komitee hatte vergeblich 518 000 Unterschriften für ein Referendum über Kosloduj gesammelt.

Der geplante Ausfall der zwei 440-Megawatt-Reaktoren hat in der Region Besorgnis wegen möglicher Stromengpässe ausgelöst. "Panik auf dem Balkan", titelte die auflagenstarke bulgarische Zeitung "24 Tschassa" in diesem Zusammenhang. In Bulgarien selbst werde der Exportrückgang zu deutlich höheren Strompreisen führen. Kosloduj, das von kommenden Jahr an nur zwei 1000-Megawatt-Blöcke betreiben wird, hat bereits eine Verteuerung seines Stroms um 18 Prozent angekündigt.

"Wir werden zwei vollkommen sichere Reaktoren außer Betrieb setzen", kritisiert der Direktor von Kosloduj, Iwan Genow, die Vereinbarung mit der EU. Die Nachrüstung durch russische und deutsche Unternehmen habe den beiden umstrittenen Reaktoren die "EU-Standards für Betriebssicherheit" gebracht, betont Genow. Die Gründe für die Abschaltung seien "rein politisch". "Die Reaktoren sind vom Typ WWER-440 und haben nichts gemeinsam mit den Blöcken in Tschernobyl", wo es 1986 zum GAU (Größter Anzunehmender Unfall) gekommen war, versichert Technikdirektor Rascho Parwanow.

Obwohl EU-Experten 2003 die nachgerüsteten Reaktoren überprüft und positiv bewertet hatten, wollte die bulgarische Regierung das im Zuge der Beitrittsverhandlungen mit Brüssel schon geschlossene Energiekapitel nicht wieder öffnen. Denn das hätte den für 2007 angestrebten EU-Beitritt in Frage gestellt, hieß es. Deshalb sprechen viele Bulgaren heute von einem "politischen Preis", den ihr Land für seine EU-Aufnahme zahlen müsse. Und das, obwohl das Anfang der 70er Jahre gebaute Kernkraftwerk heute ein "Lada-Auto mit einem BMW-Motor" sei, schrieb eine bulgarische Zeitschrift in Anspielung auf die deutsche Modernisierung des sowjetischen AKW.