Japan will Strahlengrenzwerte für Lebensmittel verschärfen
Stand: 24.11.2011
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Tokio - Ganz Japan leidet unter den Auswirkungen der Atomkatastrophe von Fukushima. Die Meldungen über erhöhte Strahlenwerte häufen sich, auch Tiere und Lebensmittel sind betroffen. Die Regierung plant nun, die Regelung für Strahlengrenzwerte insbesondere bei Babynahrung zu verschärfen. Derweil wurde Fukushima erneut von einem Beben erschüttert.
Japan will die Grenzwerte für radioaktiv belastete Lebensmittel in Folge des Atomunfalls in Fukushima senken. Ein für Lebensmittelsicherheit zuständiges Gremium des Gesundheitsministeriums stimmte am Donnerstag dem Plan zu, für Babynahrung einen gesonderten Grenzwert für radioaktives Cäsium einzuführen.
Kostenlose ärztliche Versorgung gefordert
Derweil forderte laut Medien der Gouverneur der Provinz Fukushima, Yuhei Sato, bei einem Treffen mit Regierungschef Yoshihiko Noda die Einführung einer kostenloses ärztlichen Versorgung von Kindern unter 18 Jahren in Fukushima. Das gesellschaftliche Fundament der Provinz sei erschüttert, da viele Bürger aus Furcht vor Verstrahlung in andere Landesteile weggezogen seien. Der Staat müsse daher die Verantwortung tragen und für ein sicheres Umfeld für Kinder sorgen.
Künftig soll es statt fünf nur noch vier Kategorien für Cäsium-Belastung geben: Babynahrung, Trinkwasser, Milch und andere Lebensmittel. Nach Beginn der Atomkatastrophe hatte der Staat für Trinkwasser, Milch und Milchprodukte vorläufig einen Cäsium-Grenzwert von 200 Becquerel pro Kilogramm festgelegt sowie von 500 Becquerel für die drei Kategorien Gemüse, Getreide und andere Lebensmittel einschließlich Fleisch, Eier und Fisch.
Strahlenbelastung pro Jahr niedriger
Dabei legte die Regierung den durchschnittlichen Verbrauch eines Japaners zugrunde, so dass die innere Strahlenbelastung 5 Millisievert pro Jahr nicht übersteigt. Der Gesundheitsministeriums hat bereits beschlossen, diesen Grenzwert auf ein Millisievert pro Jahr zu senken. Entsprechend sollen auch die Cäsium-Werte für die künftig vier Lebensmittelkategorien sinken. Das Ministerium wolle bis Ende des Jahres Vorschläge für neue Grenzwerte ausarbeiten, die dann intern erörtert werden, berichteten Medien.
Das Unterhaus des Parlaments billigte am Donnerstag ein Gesetz, dass es der Regierung ermöglicht, zur Finanzierung des Wiederaufbaus der vom Erdbeben und Tsunami am 11. März zerstörten Gebiete die Steuern zu erhöhen. Das Gesetz bedarf noch der Zustimmung des Oberhauses, womit nächste Woche gerechnet wird. Die Regierung plant vor dem Hintergrund der schwachen Inlandsnachfrage und der Belastung des wichtigen Exportsektors durch den starken Yen zunächst die Unternehmenssteuern zu senken. Ab Januar 2013 soll dann die Einkommensteuer für 25 Jahre angehoben werden. Angesichts der extrem hohen Staatsverschuldung will Noda sicherstellen, dass neue Staatsanleihen mit vorhandenen Mitteln auch bedient werden können. Die Regierung plant außerdem in den nächsten fünf Jahren eine Anhebung der Verbrauchssteuer, die derzeit bei fünf Prozent liegt.
Erneutes Erdbeben in Fukushima
Ein Erdbeben der Stärke 6,0 hat am frühen Donnerstagmorgen die Unglücksprovinz Fukushima derweil erneut erschüttert. Berichte über weitere Schäden oder Verletzte durch die Erschütterung um 4.24 Uhr lagen jedoch zunächst nicht vor. Auch bestehe keine Gefahr durch einen Tsunami, wie die nationale Meteorologische Behörde berichtete.
Der Atombetreiber Tepco konnte im havarierten Atomkraftwerk Fukushima Daiichi keine weiteren Vorkommnisse in Folge des Bebens feststellen, wie der japanische Fernsehsender NHK berichtete. Das Erdbebenzentrum lag in 30 Kilometer Tiefe unter dem Meeresboden vor Fukushima. Die Erschütterung ließ auch Gebäude in der rund 260 Kilometer entfernten Hauptstadt Tokio schwanken.
Am 11. März hatte ein Erdbeben der Stärke 9,0 und ein Jahrhundert-Tsunami große Zerstörungen in der Region im Nordosten des Inselreichs angerichtet. Tausende von Menschen kamen dabei ums Leben. Seither wurde die Region von Hunderten Nachbeben erschüttert. Japan ist eines der am schwersten von Erdbeben gefährdeten Länder der Welt.