Japan verpflichtet Unternehmen nach Atomunglück zum Stromsparen
Stand: 01.07.2011
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Tokio - Knapp vier Monate nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima ist am heutigen Freitag die offizielle Stromspar-Verordnung der japanischen Regierung in Kraft getreten. Unternehmen in den Regionen Tokio und der Industrieregion Tohoku im Nordosten des Landes müssen ihren Stromverbrauch in den Sommermonaten um 15 Prozent reduzieren - ansonsten drohen Strafen bis zu einer Million Yen (8500 Euro). Auch kleinere Betriebe und Privathaushalte sind aufgerufen, 15 Prozent Strom einzusparen.
Seit der Katastrophe am 11. März sind zahlreiche Atomkraftwerke in Japan abgeschaltet - entweder weil sie beschädigt wurden oder als Vorsichtsmaßnahme. Zurzeit sind nur 19 von 54 AKWs in Betrieb. Der Strom ist deshalb seit Monaten knapp. Im Sommer, wenn viele Klimaanlagen laufen, fürchtet die Regierung nun größere Stromausfälle und hat daher die Unternehmen zum Stromsparen verpflichtet. In Tohoku gilt die Verordnung bis zum 9. September, in der Region Tokio bis zum 22. September.
Viele Industrieunternehmen haben mit der Verlegung der Schichten in die kühleren Morgen- oder Abendstunden oder auf die Wochenenden reagiert. Andere kürzen die Schichten, wie Sony, wo die Angestellten während der Sommermonate täglich eine Stunde weniger arbeiten. Verkehrsbetriebe stellen mehr Züge in den Morgenstunden bereit, Kindergärten öffnen früher.
Japans Wirtschaftsminister Banri Kaieda hatte kürzlich vor gravierenden Folgen der Stromknappheit für die Erholung der Wirtschaft gewarnt. Das Bruttoinlandsprodukt war wegen der Katastrophe bereits im ersten Quartal um 3,5 Prozent geschrumpft.