Japan kippt Klimaschutzziele
Stand: 15.11.2013
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Tokio - Das derzeit atomkraftfreie Japan hat sein Ziel zur Senkung der Treibhausgase über Bord geworfen. Wegen der andauernden Abschaltung sämtlicher Meiler in Folge der Atomkatastrophe in Fukushima sei Japan verstärkt auf die Verbrennung von Gas, Öl und Kohle angewiesen, sagte ein Regierungssprecher am Freitag.
Das 2009 von der Vorgängerregierung ausgegebene Ziel, den CO2-Ausstoß um 25 Prozent unter den Wert von 1990 zu senken, sei obsolet geworden. Die neue Regierung beschloss, den Ausstoß bis 2020 um 3,8 Prozent unter das Niveau von 2005 zu drücken. Dies würde bedeuten, dass Japans Treibhausgas-Emissionen im Endeffekt um rund drei Prozent gegenüber 1990, dem Basisjahr für das Kyoto-Klimaschutzprotokoll, steigen.
Umweltminister Nobuteru Ishihara will Japans neues Klimaschutzziel auf der laufenden UN-Klimakonferenz in Warschau bekanntgeben, wie Medien berichteten. Regierungssprecher Yoshihide Suga erklärte demnach, es handele sich zunächst nur um ein Planziel, bei dem Atomstrom als mögliches Mittel zur Senkung der Treibhausgase nicht mit einkalkuliert worden sei. Tatsächlich aber strebt die Regierung an, die ersten Meiler möglichst bald wieder hochzufahren. Vor der Atomkatastrophe in Fukushima in Folge des schweren Erdbebens und Tsunamis vom 11. März 2011 deckte die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt rund ein Drittel ihres Strombedarfs mit Atomkraftwerken ab.
Derzeit sind sämtliche AKW in Japan aus Sicherheits- und Wartungsgründen abgeschaltet. Zum Ausgleich wurden Wärmekraftwerke hochgefahren, weswegen Japan für viel Geld Gas, Öl und Kohle importieren muss. Experten erwarten, dass Japans Stromversorgung auch zukünftig auf einem Mix aus Atomkraft, fossilen Energieträgern sowie erneuerbaren Energien basieren wird.
"Wir werden die Energiepolitik ausarbeiten und dann unser Ziel abschließend festlegen", sagte der Regierungssprecher. Mit dem vorläufigen Ziel von 3,8 Prozent wolle Japan seinen "größtmöglichen Beitrag im Kampf gegen die globale Klimaerwärmung leisten", sagte Ministerpräsident Shinzo Abe nach Berichten japanischer Medien. Unterdessen trat nach Angaben des Betreibers Tepco in der Atomruine Fukushima offenbar erneut ein Leck an einem Tank mit hochgradig verseuchtem Wasser auf. Dieses stammt aus der Kühlung der Reaktoren.
An einem 500-Tonnen-Tank rund 600 Meter südöstlich des Reaktors 4 seien Strahlenwerte von bis zu 30 Millisievert pro Stunde gemessen worden, hieß es. Alle vier Sekunden trete ein Tropfen aus dem Behälter aus. Das Wasser bleibe aber innerhalb der Tankbecken. Auf dem Gelände des AKW stehen etwa 1000 Metalltanks. Da die Wassermengen durch Zulauf von Grundwasser ständig zunehmen, hatte Tepco etwa 350 Tanks eilig aus Stahlplatten zusammengeschraubt. Erst kürzlich waren aus einem 300 Tonnen durch die Kunstharzdichtungen ausgelaufen.