Japan hebt staatlich verordneten Stromsparzwang auf
Stand: 08.09.2011
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Berlin/Tokio - Der staatlich auferlegte Stromsparzwang in Japan hat ein Ende. Rund zwei Wochen früher als geplant dürfen Großkunden ab Freitag wieder selbst über die Höhe ihres Energieverbrauchs bestimmen. Zur Bekämpfung von Strom-Engpässen infolge des Atomunfalls in Japan hatte die Regierung im Juli den Energieverbrauch begrenzt.
Große Unternehmen, Bürogebäude, Universitäten, Einkaufszentren und Kaufhäuser im Großraum Tokio mussten mit 15 Prozent weniger Strom als im Vorjahreszeitraum auskommen. Das galt tagsüber an Wochentagen.
Schon am 2. September wurden die Einschränkungen für Kunden in der vom Erdbeben betroffenen Region aufgehoben, jetzt folgt die Region um Tokio. Dass die Verknappung früher als geplant aufgehoben wurde, hat offenbar zwei Gründe: Erstens konnte deutlich mehr Strom gespart werden als kalkuliert. Der Durchschnittsverbrauch war nicht nur - wie gefordert - 15 Prozent, sondern sogar 20 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum. Außerdem spielte das Wetter mit: Es gab rund 30 Prozent weniger heiße Tage als im Juli und August des Vorjahres. Das wiederum bedeutet, dass weniger Klima- und Kühlanlagen laufen mussten.
Weniger Überstunden, um Strom zu sparen
Besonders die Automobilindustrie hatte aufgrund der befürchteten Stromengpässen ihre Fertigungszeiten umgestellt: Statt am Donnerstag und Freitag produzierten die Unternehmen am Wochenende. Andere Firmen verlegten die Arbeitszeiten auf die frühen Morgenstunden oder in den Abend. Das wiederum hatte auch Auswirkungen auf den Alltag vieler Japaner - vom Schlafrhythmus bis zu Mehrkosten für die Kinderbetreuung. Doch auch positive Auswirkungen hatte die staatliche Zwangsmaßnahme: Viele Firmen schränkten Überstunden stark ein, um nicht unnötig Energie zu verbrauchen. Auch die Zahl der Konferenzen nahm ab - eine Maßnahme zur Effizienzsteigerung.