Japan fährt trotz scharfer Proteste Atomreaktor hoch
Stand: 02.07.2012
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Tokio - Trotz scharfer Proteste aus der Bevölkerung hat Japan erstmals seit der Katastrophe von Fukushima wieder einen Atomreaktor hochgefahren. Die Betreiberfirma Kepco entfernte im Reaktorblock 3 des Atomkraftwerks Oi gegen am Sonntag die Blockadestäbe, die bis dato eine atomare Kettenreaktion verhindert hatten. Von Mittwoch an soll der Reaktor dann wieder Strom liefern.
Am Sonntagmorgen hatten hunderte Demonstranten die Zufahrt des im Westen Japans gelegenen Atomkraftwerks blockiert, um gegen die Wiederinbetriebnahme der Anlage zu protestieren. Bereits Samstagnacht hatten rund 650 Menschen vor der Atomanlage demonstriert. Es ist der erste Reaktor, der seit dem Unglück von Fukushima im März 2011 wieder ans Netz geht. Für Mitte Juli ist die Wiederinbetriebnahme eines weiteren Reaktors in Oi geplant.
Ende Mai war der letzte der 50 Atomreaktoren in Japan für Sicherheitsprüfungen heruntergefahren worden. Seitdem bezog Japan gar keinen Strom mehr aus der Atomkraft. Während die Regierung darauf drängte, angesichts des im Sommer steigenden Strombedarfs für Klimaanlagen Reaktoren wieder anzufahren, lehnte die Bevölkerung dies bisher ab. Bis zum Unglück von Fukushima hatte Japan etwa ein Drittel seines Stroms aus Atomkraft bezogen.
In Kyoto im Westen Japans und in mehreren weiteren Kommunen wurden am Sonntag Solaranlagen in Betrieb genommen. Mit der Energie aus den Solarparks können hunderttausende Haushalte versorgt werden. Japan investiert verstärkt in den Ausbau erneuerbarer Energien. Ein am Sonntag in Kraft getretenes Gesetz verpflichtet die Stromkonzerne zum Aufkauf der Gesamtmenge des von den Anbietern erneuerbarer Energien produzierten Stroms zu einem Festpreis. Nach Schätzungen der Regierung beläuft sich das Angebot aus erneuerbaren Energien bis zum Jahresende auf insgesamt 2500 Megawatt - die Leistung zweier mittelgroßer Akws.