IPCC hält Schutz des Klimas noch für möglich - und für bezahlbar
Stand: 14.04.2014
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Berlin - Trotz immer schneller steigender Treibhausgasemissionen ist eine halbwegs erträgliche Begrenzung des Klimawandels noch möglich - und sie ist gar nicht so teuer wie vielfach angenommen. Das sind zentrale Botschaften des neuen IPCC-Berichts, der am Sonntag in Berlin vorgestellt wurde. Die Erkenntnisse der Wissenschaftler lösten eine Diskussion über die Zukunft von Kohlekraftwerken aus, denn diese gelten derzeit als ein Haupttreiber der Erderwärmung.
Der IPCC fordert in dem nach einwöchigen Beratungen von Wissenschaftlern und Vertretern von 195 Regierungen in Berlin beschlossenen Text einen Umstieg auf emissionsarme Techniken, beispielsweise erneuerbare Energien. "Die Treibhausgasemissionen haben sich trotz der Anstrengungen zu ihrer Reduzierung verstärkt", heißt es in der Zusammenfassung des Berichts für politische Entscheidungsträger. Ohne zusätzliche Maßnahmen drohe eine Erderwärmung um 3,7 bis 4,8 Grad - mit voraussichtlich katastrophalen Folgen.
Die Wissenschaftler zeigen aber auch, dass die Erderwärmung noch auf zwei Grad begrenzbar wäre, wenn bald ein Umsteuern erfolgt. Die CO2-Emissionen müssten bis 2050 um 40 bis 70 Prozent verringert und bis zur Jahrhundertwende weitgehend beendet werden. Zu den vom IPCC dafür aufgezeigten Handlungsoptionen zählt, den Anteil nicht-fossiler Energieerzeugung bis 2050 auf mehr als 80 Prozent zu erhöhen.
Was soll das kosten?
Erstmals gehen die Experten auch detailliert auf wirtschaftliche und soziale Auswirkungen notwendiger Klimapolitik ein. So könne sich das jährliche Wachstum dadurch um etwa 0,06 Prozentpunkte verringern - statt zwei Prozent also 1,94 Prozent. Nicht gegengerechnet sind dabei positive Effekte durch eine verringerte Erderwärmung.
Der deutsche Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth warnte vor diesem Hintergrund vor dem Bau neuer Kohlekraftwerke: Die starke Nutzung fossiler Energien sei Ursache für den zuletzt auch in Deutschland wieder gestiegenen CO2-Ausstoß - "das ist ein Pfad, der kann in Zukunft nicht fortgeführt werden".
US-Außenminister John Kerry wertete den IPCC-Bericht als einen "Weckruf" für die Unternehmen im Energiesektor. Der IPCC rät bis 2030 zu weltweit mehr als 100 Milliarden Euro Zusatzinvestitionen in Ökostrom. Zugleich sollten Investitionen in fossile Energieträger wie Kohle "drastisch zurückgefahren werden", sagte der Ko-Vorsitzende der IPCC-Arbeitsgruppe III, Ottmar Edenhofer.
Zusammenarbeit der Weltgemeinschaft notwendig
"Der Hochgeschwindigkeitszug zur Verringerung der Treibhausgase muss jetzt losfahren - und die gesamte Weltgemeinschaft muss einsteigen", forderte der IPCC-Vorsitzende Rajendra Kumar Pachauri. Bisher sei nicht genug getan worden.
"Wir müssen die fossile Zeitbombe entschärfen", forderte WWF-Klimaexpertin Denise Loga. Karsten Smid von Greenpeace verlangte, "von einer Dekade der Kohle zum Jahrhundert der Erneuerbaren überzugehen. Der Oxfam Klimaexperte Jan Kowalzig rief besonders die europäischen Staaten zu ehrgeizigeren Klimazielen auf.
Im dritten Teil des fünften IPCC-Berichts geht es um Strategien gegen den Klimawandel. Mitgewirkt an dem mehr als 2000 Seiten starken Text haben 235 Hauptautoren und 38 Editoren aus 57 Ländern, außerdem 176 Ko-Autoren und 879 weitere Experten, die mehr als 38.000 Einwände und Ergänzungen einreichten.
Die bereits veröffentlichten ersten Teile des Sachstandsberichts befassten sich mit wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels sowie mit dessen Folgen und notwendiger Anpassung.