Intelligente Stromnetze: Verbraucher sind schlecht informiert
Stand: 24.08.2010
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Kronberg - Intelligente Stromnetze sind die großen Hoffnungsträger beim Energiesparen - jedoch wissen die Verbraucher wenig von den sogenannten Smart Grids. Nur jeder Dritte hat schon davon gehört, dass sich mit zeitlich variablen Stromtarifen künftig Kosten einsparen lassen. Dies geht aus einer Studie der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Accenture hervor, welche der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX vorliegt.
Dabei sind die Versorger schon vom kommenden Jahr an dazu verpflichtet, ihren Kunden solche flexiblen Tarife anzubieten. Damit sollen die Verbraucher davon profitieren können, wenn sie energieintensive Haushaltsgeräte wie Waschmaschine oder Trockner dann laufen lassen, wenn sonst wenig Energie verbraucht wird und diese entsprechend billig ist.
Neun von zehn Befragten lehnen zeitlich variable Stromtarife ab
Ein erster Schritt zu den intelligenten Stromnetzen sind neue Stromzähler. Die sogenannten Smart Meter werden schon jetzt in vielen Häuser eingebaut. Die Geräte sollen mehr Transparenz über den eigenen Stromverbrauch ermöglichen. Unter den Stromkunden herrscht aber der Umfrage zufolge noch große Skepsis über die neuen Möglichkeiten. Neun von zehn Befragten lehnten etwa Stromtarife ab, die die freie Gestaltung des eigene Verbrauchs einschränken und etwa den Betrieb von energieintensiven Geräten nur zu bestimmten Zeiten gestatten.
Doch auch ohne solche Einschränkungen begrüßen nur 28 Prozent der Stromkunden die neuen Tarife. Das begründen sie etwa auch mit dem schlechten Image der Stromversorger. Die Kunden befürchten nämlich, dass ihnen mit den neuen Tarifen versteckte Preiserhöhungen untergeschoben werden sollen. Zudem wollen sie ihren eigenen Lebenskomfort nicht einschränken. Vorbehalte haben sie auch aus Datenschutzgründen. Fast die Hälfte der Befragten fürchtet, dass die Energieunternehmen noch mehr Daten sammeln könnten.
Verbraucher nehmen Strom nicht als individuelles, frei wählbares Produkt wahr
"Auch zwölf Jahre nach der Liberalisierung des deutschen Strommarktes nehmen weite Teile der Verbraucher Strom nicht als individuelles, frei wählbares Produkt wahr", sagte Accentures Energie-Experte Stephan Werthschulte. "Für die meisten ist Strom schlichtweg das, was aus der Steckdose kommt." Das zeige etwa auch die nach wie vor geringe Bereitschaft zum Anbieterwechsel. An der Schwelle zu den intelligenten Netzen hätten die Energieunternehmen erneut das Problem, den nachhaltigen Wandel des Produkts Stroms zu vollziehen und es den Menschen zu erklären.
Dabei müssen die Versorger mit ihrem Ruf kämpfen. Nur jeder zehnte Verbraucher traut den Unternehmen eine objektive Beratung zu. Für die Unternehmen bedeutet das laut Werthschulte einen Spagat, einerseits den Strom verkaufen zu wollen und anderseits offen zu beraten. "Die Unternehmen müssen sich daher ein Stück weit neu erfinden - und das schnell, denn auch andere Anbieter drängen in dieses Marktsegment."
Intelligente Stromnetze sind wichtig für Ausbau der erneuerbaren Energien
Intelligente Stromnetze sollen Stromproduktion, -speicherung und -verbrauch aufeinander abstimmen. Sie sind auch wichtig für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien. So sollen etwa Hausgeräte gerade dann laufen, wenn der Wind besonders stark bläst und entsprechend die Windkraftanlagen viel Energie erzeugen. Für die Untersuchung ließ Accenture weltweit 9.000 Verbraucher, darunter 513 in Deutschland, repräsentativ befragen.