Instabiles Netz: Bundesnetzagentur warnt vor Stromengpässen
Stand: 01.07.2011
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Passau - Nach dem vom Bundestag beschlossenen Atomausstieg hat der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, einen beschleunigten Netzausbau angemahnt. Andernfalls könne es im Winter "im Süden Deutschlands zu Engpässen und damit zur Netzüberlastung kommen", erklärte Kurth in der "Passauer Neuen Presse" (Freitagsausgabe). Im Sommer gebe es hingegen weniger Probleme, unter anderem weil die Sonne scheine und damit die erneuerbaren Energien einen wichtigen Beitrag zur Stromversorgung leisten würden.
Dennoch müssten schon jetzt ständig Eingriffe durch das Netzmanagement vorgenommen werden, sagte Kurth. "Das Netz ist nach der Abschaltung von acht Kernkraftwerken deutlich instabiler geworden, der Zustand ist nicht optimal." Vor allem bei Windstille, nicht vorhandener Sonne und der Höchstnachfrage nach Strom in den Wintermonaten könne es im Süden kritisch werden, falls dann etwas Unvorhergesehenes passiere, etwa ein weiteres Kraftwerk ausfalle. Reservekapazitäten müssten nicht unbedingt aus dem Bereich der stillgelegten Atommeiler kommen, doch werde ein Kraftwerk benötigt, das zusätzlich ans Netz gehen könne.
Durch die Energiewende schloss Kurth eine allgemeine Verteuerung von Waren und Dienstleistungen nicht aus. "Der Börsenpreis für künftige Stromkontingente ist um etwa 15 Prozent gestiegen. Das zeigt, dass die Großhändler von Strom mit einer entsprechenden Verteuerung in den nächsten beiden Jahren rechnen", sagte er der "PNP". Dramatisch sei dieser Anstieg allerdings noch nicht.
Der Bundestag hatte am Donnerstag mit breiter Mehrheit den vollständigen Abschied von der Nutzung der Atomenergie eingeleitet. Danach soll das letzte Atomkraftwerk spätestens Ende 2022 vom Netz gehen. Zudem beschloss der Bundestag Gesetze für den Ausbau erneuerbarer Energien und mehr Energieeffizienz.