Berlin (dpa) - Bei Nutzung aller verfügbaren Kapazitäten der großen Energiekonzerne könnte der Strompreis nach Berechnungen der industriellen Energieverbraucher deutlich sinken. Auch die Gewinne von E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW lägen dann deutlich niedriger, berichtete der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) am Donnerstag in Berlin.
Eine Vermarktung der von den Konzernen als verfügbar gemeldeten, aber nicht genutzten Kapazitäten auf dem Strom-Spotmarkt könnte die Stromnotierung gerade in Spitzenstunden um mehr als 30 Prozent senken, erläuterte VIK-Geschäftsführer Alfred Richmann. "Im Durchschnitt läge die Senkung des Spotmarktpreises bei rund 13 Prozent." Selbst in Haupthandelszeiten der Leipziger
Strombörse blieben gut 25 Prozent des gesamten Volumens dieses Marktes ungenutzt, obwohl auch diese Mengen zu sehr attraktiven Preisen verkauft werden könnten.
Warum ein so großes Stromvolumen nicht angeboten werde und inwieweit hier ein Energieoligopol Machtmissbrauch betreibe, sei jetzt Sache der Politik, sagte Richmann. In einer Simulationsrechnung habe der Verband auf Basis der Daten-Angaben der Konzerne die ungenutzten Kapazitäten "verkauft". Hier zeige sich: Eine nur geringe Erhöhung des Stromangebots auf dem Spotmarkt hätte eine große Hebelwirkung auf allen nachgelagerten Märkten zur Folge. "Dort könnte der Preis heute um circa 7 Euro je Megawattstunde niedriger liegen." Der Gewinn der Erzeuger sänke dadurch schätzungsweise um rund 650 Millionen auf Spot- und Terminmarkt zusammen - "ein Betrag, der den Stromkunden heute fehlt".