Industrie: Energieversorgung akut gefährdet - Zweifel an Solarstrom
Stand: 14.04.2008
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Berlin (dpa) - In der neu aufgeflammten Energiesicherheits-Debatte hat die Industrie die Bundesregierung aufgefordert, sich stärker für den Bau neuer Kohlekraftwerke und längere Laufzeiten der Atommeiler zu engagieren. "Ohne Kernkraftwerke und neue klimafreundliche Kohlekraftwerke ist die Energieversorgung akut gefährdet", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Werner Schnappauf, dem "Handelsblatt" (Montag). Der BDI verlange von der Regierung ein zusammenhängendes Energiekonzept sowie "unverzüglich eine Aufklärungs- und Akzeptanzkampagne" für neue Kraftwerke und ein modernes Stromnetz.
Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) forderte unterdessen eine Absenkung der Solarstrom-Förderung. Geschäftsführer Stephan Kohler sagte der "Berliner Zeitung", die Potenziale des Solarstroms seien in Deutschland "sehr begrenzt". Nicht einmal ein Prozent des Stroms komme aus Solarenergie, und jedes Kilowatt koste den Verbraucher das Vielfache konventionellen Stroms. "Ich plädiere dafür, die milliardenschwere Förderung für die Einspeisung über das Erneuerbare- Energien-Gesetz stark zu begrenzen", so Kohler.
Es sei sinnvoller, die Anlagen über Kooperationen in sonnenreichen Ländern wie Spanien oder gar in Nordafrika zu installieren und zum Beispiel eine Mitfinanzierung über CO2-Zertifikate zu organisieren. Kohler: "Zum Erhalt der Solarfirmen am Standort Deutschland sollten ambitionierte Forschungs- und Entwicklungsprogramme initiiert werden." Dass Solarenergie großes Potenzial hat, stehe fest. "Wir müssen sie aber intelligent und effizient nutzen."
In der Regierung hatte das Thema am Wochenende zum wiederholten Mal für Streit gesorgt: Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) warf seinem Umwelt-Kabinettskollegen Sigmar Gabriel (SPD) vor, das Problem der Energieversorgung durch eine "ideologische Brille" zu betrachten, und warnte vor einer Energielücke in wenigen Jahren. Kanzlerin Angela Merkel unterstrich die Position der Union, dass für eine sichere Energieversorgung in Deutschland Kohlekraftwerke und eine längere Laufzeit von Atommeilern notwendig seien.
Glos zog ein Gutachten des Umweltbundesamtes in Gabriels Auftrag in Zweifel, dass die Energieversorgung in Deutschland als sicher einstuft. Nach seiner Darstellung drohen Deutschland bereits in vier Jahren eine Energielücke und Stromabschaltungen, sollten nicht bald die Investitionen in neue Leitungsnetze und Kohlekraftwerke erfolgen. Glos beruft sich auf Berechnungen der Deutschen Energie-Agentur.