In gut isolierten Häusern ist Lüften besonders wichtig
Stand: 08.03.2011
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Berlin - Um Heizkosten zu sparen, werden in Neu- und Altbauten immer bessere und dichtere Fenster eingebaut. Dadurch kann jedoch ein neues Problem entstehen, denn die früher unkontrollierte und mit Energieverlusten verbundene Lüftung, die durch Fugen und Ritzen stattfand, fällt weg. Wenn dann nicht genug gelüftet wird, kommt es schnell zu schlechter, ungesunder Raumluft, feuchten Wänden und im schlimmsten Fall zur Schimmelbildung.
"Gutes Lüften in der Wohnung ist unverzichtbar", sagt Hans Ulrich-Raithel vom Umweltinstitut in München. Schlechte Lüftung in geschlossenen Räumen führe zu Kohlendioxid-Belastungen. Denn der Mensch und seine Haustiere atmen und geben das Kohlendioxid über die Atmung ab. Zu viel davon in der Raumluft kann laut Ulrich-Raithel das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.
Aber auch Schadstoffe, die den Raum nicht verlassen können, sind bedenklich. Dazu zählen die Inhaltsstoffe von Zigarettenrauch wie auch Gifte aus Klebstoffen, Lösemitteln und Weichmachern in Baustoffen, Farben, Lacken und Möbeln. So mache dicke Luft in der Wohnung auf Dauer krank, sagt Ulrich-Raithel.
Vorsicht Schimmel!
Mangelhaftes Lüften fördert auch die Schimmelpilzbildung. "Denn in Wohnungen mit neuen, dichten Fenstern und unverändertem Lüftungsverhalten wird die beim Duschen, Kochen und Waschen entstehende Luftfeuchtigkeit aus Wohnräumen, Küchen und Bädern nicht abgeführt", sagt Dirk Petersen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Dies führe zu einer Erhöhung der relativen Luftfeuchte. Vor allem in schlecht gedämmten Altbauten könne es so zu Tauwasserbildung an den Innenoberflächen kalter Außenbauteile kommen - und an diesen Stellen zu Schimmelpilz-Wachstum.
Schimmelpilz vorzubeugen, ist den Experten zufolge besser als ihn später zu entfernen. Doch wie viel Lüften reicht aus, und was ist zu viel? Vom Dauerlüften bei gekippten Fenstern rät Ulrich-Raithel ab. Denn beim Kippen der Fenster kühlten in der kalten Jahreszeit die Räume viel zu sehr aus, und die Heizung bräuchte länger, um das Haus wieder auf angenehme Temperaturen zu bringen.
Richtig Lüften
Stattdessen sollte man stoßweise Lüften. "Besonders wirksam ist das Querlüften über gegenüberliegende Fenster und Türen in verschiedenen Räumen", sagt Ulrich-Raithel. Dafür sollten die Fenster am besten für fünf bis zehn Minuten geöffnet werden. Währenddessen sollte die Heizung über den Thermostat abgestellt werden.
Die Häufigkeit des Stoß- und Querlüftens sei auch abhängig von der entstehenden Feuchtigkeit und dem Verbrauch der Raumluft durch die anwesenden Menschen, erklärt Petersen. Berufstätige, die tagsüber nicht Zuhause sind, sollten etwa morgens nach dem Aufstehen und Duschen und abends vor dem Zubettgehen lüften.
Lüftungssysteme können helfen
Komfortabler und zuverlässiger als das Lüften von Hand seien Lüftungssysteme, sagt Henning Discher von der Deutschen Energie-Agentur in Berlin. Bei solchen Anlagen würden Ventilatoren die Luft aus den durch Gerüche und Wasserdampf besonders belasteten Räumen wie Küche, Bad und Toiletten ziehen. Neue Außenluft ströme über Durchlässe in Außenbauteilen von Wohn- und Schlafräumen in der Gebäudehülle nach. Die Wohnung werde so dauerhaft von den Wohnräumen hin zu den Feuchträumen mit Luft versorgt.
"Um beim Lüften auch noch Energie zu sparen, sind Anlagen zur kontrollierten Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung besonders effektiv", erläutert Discher. Diese Anlagen würden der Abluft Wärme entziehen, diese werde dann zur Erwärmung der frischen, kalten Zuluft oder des Warmwassers genutzt.
Extras für die Fenster
Eine Alternative sind Fenster mit automatisierten Öffnungen, sagt Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade in Frankfurt. Bedarfsgesteuert öffnen sich Fenster und Fenstertüren und lassen Luft ins Haus. Eine Steuerungstechnik mit Sensoren überprüft die Raumtemperatur, die Luftfeuchtigkeit und den CO2-Gehalt der Luft im Zimmer. Es gebe auch Systeme, die zeitgleich mit dem Öffnen der Fenster die Heizung herunterregeln.
Mechanische Öffner von Fenstern können auch nachgerüstet werden. Die dezentralen Fensterlüfter mit entsprechender Steuerung und Wärmerückgewinnung werden über, unter oder seitlich am Fenster angebracht. "Dabei wird die verbrauchte, warme Raumluft an den Zuleitungen für die Frischluft vorbeigeführt und diese dadurch angenehm temperiert", sagt Tschorn. Manche Fenstermodelle haben so eine dezentrale Variante auch schon inklusive.
Der Experte rät etwa bei Gebäuden mit besonderen Schallschutzanforderungen zu einer Kombination aus modernen Wärmedämmfenstern und daran angebauten, dezentralen Fensterlüftern. Denn hier müsste der Luftaustausch in Küche oder Badezimmer durch Fensterlüfter mit stärkerer Leistung oder durch zusätzliche Abluftventilatoren gewährleistet werden.