Ifo-Chef: Energiewende verschärft Abhängigkeit von Russland
Stand: 17.03.2014
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Berlin - Die Energiewende mitsamt dem Ausstieg aus der Atomenergie wird nach Einschätzung von Ifo-Chef Hans-Werner Sinn die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas weiter erhöhen. "Wenn wir wie geplant unsere noch laufenden Atomkraftwerke abschalten und voll auf den Wind- und Sonnenstrom setzen, wird sich die Abhängigkeit von Russland weiter erhöhen - und die Versorgungssicherheit verringern", schreibt Sinn in einem Gastbeitrag für die "Wirtschaftswoche".
Der Vorstandschef des Versorgers Eon, Johannes Teyssen, sieht indes in der Bedeutung des russischen Gases für den Westen kein Problem - auch nicht vor dem Hintergrund der Krim-Krise und möglicher Sanktionen. Auf die Frage, ob er die Sorge verstehe, dass Moskau Gas und Öl als "strategische Waffe" einsetzen könne, sagte er dem "Spiegel": "Nein. Das verstehe ich nicht. Und dieses ewige Gerede von der Abhängigkeit kann ich auch nicht mehr hören." Europa und Russland hätten über vier Jahrzehnte eine Energiepartnerschaft aufgebaut, "und es gab in dieser Zeit keinen einzigen Tag, an dem Gas als strategische Waffe gegen den Westen eingesetzt wurde."
Wind- und Sonnenstrom fließen unregelmäßig
Der Chef des Münchner Wirtschaftsinstitutes begründet die wachsende Bedeutung des Gases mit der Notwendigkeit, als Ausgleich für den nur unregelmäßig fließenden Wind- und Sonnenstrom Kapazitäten vorzuhalten. Um auch in Zeiten ohne Wind und Sonne eine stabile Energieversorgung zu gewährleisten, brauche Deutschland Methanspeicher und Gaskraftwerke. Die Nutzung von russischem Gas sei dabei nach Ifo-Berechnungen "die einzige wirtschaftlich halbwegs vertretbare Lösung. Nur dieser Weg geht. Alles andere sind Hirngespinste", schreibt Sinn.