Hohe Strompreise steigern Profite der Energiekonzerne
Stand: 29.12.2008
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Berlin - Die vier großen Stromkonzerne in Deutschland haben ihre Gewinne in den vergangenen fünf Jahren einer Studie zufolge mehr als verdreifacht. Wie die "Berliner Zeitung" (Montagsausgabe) unter Berufung auf die im Auftrag der grünen Bundestagsfraktion verfassten Studie berichtet, liegt das vor allem daran, dass die Strompreise gleichzeitig um mehr als die Hälfte stiegen. Weniger als die Hälfte der Preissteigerung bei Haushaltsstrom sei auf die Erhöhung von Steuern oder Abgaben zurückzuführen. Allein in diesem Jahr stieg demnach der Strompreis vor Abgaben und Steuern um rund 6,5 Prozent.
Nach dem Rekordjahr 2007, als sich die Konzerngewinne von Eon, Vattenfall, EnBW und RWE auf knapp zwanzig Milliarden Euro summierten, konnten die Unternehmen laut Expertise bis zum Ablauf des dritten Quartals ihren Gewinn im Schnitt um weitere elf Prozent steigern. Auch für das Jahr 2008 deute sich damit trotz Finanzkrise abermals ein Rekordgewinn an, wenn die Zahlen der ersten neun Monate bis zum Jahresende fortgeschrieben würden, heißt es in dem Entwurf der Studie, die unter Federführung von Uwe Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes erstellt wurde.
Video: So funktioniert der Stromanbieterwechsel
Der Energiekonzern Eon wies die Studie als "klar erkennbare Auftragsarbeit" zurück. Sie liefere lediglich "politisch oder ideologisch gewünschte Ergebnisse, indem Fakten und Zusammenhänge ausgeblendet und ignoriert werden". Tatsächlich sei Strom in Deutschland seit der Liberalisierung des Marktes 1998 nicht teurer geworden, betrachte man nur den reinen Erzeugerpreis ohne Steuern und Abgaben. Im gleichen Zeitraum habe sich der Preis für Öl als Leitenergie jedoch nahezu verzehnfacht, bleibe der aktuelle starke Preisrückgang unberücksichtigt. Auch müsse berücksichtigt werden, dass Eon einen erheblichen Teil seiner Gewinne in neue Investitionen stecke, sagte ein Eon-Sprecher.
Bis 2010 investiere der Konzern in Europa 60 Milliarden Euro in die Stromversorgung, davon sechs Milliarden Euro in erneuerbare Energien. Dies sei "das wahrscheinlich größte Investitionsprogramm eines europäischen Unternehmens überhaupt".
Ein Sprecher der RWE-Vertriebstochter RWE Energy wies ebenfalls den Vorwurf von Preistreiberei zurück. "Unser Gewinnbeitrag zum Konzernergebnis ist in den vergangenen Jahren eher zurück gegangen. Bis zu 70 Prozent des Strompreises würden ohnehin staatlich reguliert, etwa durch Steuern und Abgaben oder durch von der Bundesnetzagentur festgelegte Durchleitungsgebühren für konkurrierende Stromanbieter. Insgesamt bleibe dem Unternehmen nur wenig Spielraum, um die Strompreise zu steigern. Auf dem Markt herrsche ein starker Wettbewerb.