Heftiger Protest der Atomkraftgegner gegen längere Laufzeit für Biblis B
Stand: 04.08.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Hamburg - Atomkraftgegner haben mit heftiger Kritik auf die vom Energieversorger RWE geplante längere Laufzeit für das hessische Atomkraftwerk Biblis B reagiert. Der "Strommengen-Deal" zeige, dass auch das bestehende Gesetz nicht dazu tauge, "gefährliche Reaktoren stillzulegen", mahnte der Sprecher der Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt", Jochen Stay, am Mittwoch in Hamburg an. Der Energiekonzern hatte Strommengen des stillgelegten Kraftwerks Mülheim-Kärlich auf Biblis B übertragen lassen. Die jetzige Übertragung von 8100 Gigawattstunden reiche, um den Meiler Biblis B ein Jahr länger betreiben zu können, kritisiert Stay.
Im Zuge des Atomkonsenses waren im Jahr 2002 Reststrommengen für alle Kraftwerke im Atomgesetz festgeschrieben worden. Die Atomkonzerne erhielten die Möglichkeit, Strommengen von älteren auf neuere Kernkraftwerke zu übertragen.
Wer durchsetzen wolle, dass Atomkraftwerke abgeschaltet werden, dürfe sich nicht damit zufrieden geben, das aktuelle Atomgesetz zu verteidigen, erklärte Stay. Die Bundesregierung müsse die Akw jetzt stilllegen. Den derzeit noch möglichen "Strommengen-Tricksereien" müsse ein Riegel vorgeschoben werden. Der Energiereferent der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW, Henrik Paulitz, erklärte, es habe ein "Geschmäckle", wenn Strommengen ausgerechnet vom stillgelegten Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich auf Biblis B übertragen würden.
Die Bundesregierung will die Laufzeiten der Atomkraftwerke verlängern. Umstritten ist innerhalb der schwarz-gelben Koalition, wie deutlich diese Verlängerung ausfallen soll. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) tritt für eine nur moderate Verlängerung ein.
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