Hauptschuld für Störfall in Uranfabrik liegt offenbar in Schweden
Stand: 23.03.2010
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Münster/Gronau - Aus Sicht der Staatsanwaltschaft liegt die Hauptschuld für den jüngsten Störfall in der Gronauer Uranfabrik in Schweden. Wegen Fehlern beim Uranlieferanten Westinghouse werde die Anklagebehörde in Münster das Ermittlungsverfahren mit großer Wahrscheinlichkeit an Schweden abgeben, kündigte Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer am Montag an. Bei dem Zwischenfall war am 21. Januar ein Arbeiter radioaktiv verstrahlt worden.
Hintergrund der Entscheidung sei ein Bericht von Westinghouse. "Die Angaben dort sind eindeutig. Der Kardinalfehler liegt in Schweden", sagte Schweer. Aus der per Email nach Gronau übermittelten Unterlage für den fraglichen Behälter gehe hervor, dass er eigentlich gereinigt und leer sein sollte. Da der Behälter aber tatsächlich nicht sauber war, wurde ein Arbeiter in der Urananreicherungsanlage verseucht. Der Mann stand plötzlich in einer radioaktiven Wolke aus Uranhexfluorid und musste tagelang im Krankenhaus behandelt werden.
Die Staatsanwaltschaft werde demnächst ein sogenanntes Strafverfolgungsersuchen an die schwedische Kollegen stellen, sagte Schweer. Beim bisher gängigen Verfahren für die Uran-Anlieferung sei die begleitende Email die wichtigste Information. Demnach liege das "überwiegende Verschulden" bei dem Unternehmen in Schweden. Schweer bestätigte aber auch, dass ein sogenanntes Waschprotokoll für den Störfall-Behälter nicht komplett ausgefüllt war. Auf dieser Grundlage hatte Westinghouse dem Gronauer Anlagenbetreiber Urenco eine Mitschuld an dem Unfall gegeben.
Die NRW-Atomaufsicht beim Düsseldorfer Wirtschaftsministerium hatte bereits am Freitag - nach Bekanntwerden des schwedischen Untersuchungsberichtes - angekündigt, das Anlieferungsprozedere in Gronau werde verschärft.