Hamsterkäufe bei Glühbirnen - Verbraucher reagieren auf Verbot
Stand: 28.08.2009
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Berlin - Für Befürworter der Glühbirne ist der 1. September 2009 ein schwarzer Tag. Ab dann geht für die herkömmliche Glühbirne schrittweise das Licht aus. Als erstes verschwinden die matten Modelle und die 100-Watt-Birnen. Sie sind zu kurzlebig und umweltschädlich, argumentiert die EU. Doch viele Verbraucher hängen an der traditionellen Birne und kaufen kurz vor Schluss noch einmal kräftig ein. So stieg der Umsatz von Glühbirnen laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) um 34 Prozent im ersten Halbjahr 2009. Experten bewerten den Run auf die Glühbirnen aber nicht als sinnvoll.
"Die Leute kaufen panisch", sagt GfK-Marktforschungsexpertin Alice Pirgov. "Die Glühbirne hat für sie Tradition, die wollen sie nicht missen." Dass Verbraucher den Kauf nicht immer rational kalkulieren, zeigt ein genauerer Blick auf die Zahlen. So steigt der Umsatz nicht nur für die 100-Watt Birnen und die matten Modelle, die Anfang September vom Markt verschwinden, sondern für alle Birnen. Und das obwohl das Glühlampen-Vermarktungsverbot, das die EU Ende vergangenen Jahres beschlossen hat, stufenweise in Kraft tritt. Die Birnen mit 40 Watt und 60 Watt werden erst binnen der nächsten zwei bzw. drei Jahre schrittweise vom Markt genommen.
Die Alternativen, die den Verbrauchern angeboten werden, heißen Energiesparlampe, Halogenleuchte und Leuchtioden (LED). Ihre Stärken liegen vor allem im niedrigen Stromverbrauch, in der Leistung und der bis zu zehnfachen Lebensdauer. Bei den aktuellen Hamsterkäufen von Glühbirnen steht aber meist schlicht der Blick auf das Preisschild im Vordergrund. Eine herkömmliche Glühbirne kostet etwa einen Euro, eine Energiesparlampe hingegen fünf Euro und eine Halogenglühlampe sogar acht bis zehn Euro. "Die Leute kalkulieren nicht auf Jahre, wenn sie spontan auf das Verbot reagieren", sagt GfK-Expertin Pirgov.
Neben dem Preis gefällt vielen Verbrauchern das Licht der Energiesparlampen nicht. "Es gibt immer noch viele, die es als zu kalt empfinden", erklärt Pirgov. Doch Jan de Boer, der den Bereich Lichttechnik des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik leitet, warnt vor Pauschalurteilen. Es gebe inzwischen eine große Bandbreite an Energiesparlampen und Halogen-Leuchten, die dem Licht der herkömmlichen Glühbirne mehr oder weniger nahe kämen. "Es ist aber sicherlich so, dass die Kaufhäuser und Baumärkte ihre Warenauslage verbessern könnten", kritisiert de Boer. Dann könne sich der Verbraucher besser orientieren und die momentan herrschende Verunsicherung werde abgebaut.
Die Hamsterkäufe könnten den Austausch der herkömmlichen Glühbirne gegen ihre Konkurrenten verzögern. Einige Hersteller von Glühbirnen haben ihre Produktion laut GfK wegen des erhöhten Absatzes bis zum Stichtag hochgefahren und Händler dürfen ihre Restbestände bis über den ersten September hinaus verkaufen. Trotzdem ist sich die GfK sicher, dass die deutsche Glühbirnen-Nostalgie nur ein vorübergehendes Phänomen ist.
"Das ist ein kurzfristiger Hype, der nicht lange halten wird", sagt Pirgov. In anderen EU-Ländern ging der Absatz nach einer GfK Studie gegen den deutschen Trend deutlich zurück. In den Niederlanden wurden knapp 35 Prozent weniger Glühbirnen verkauft, in Großbritannien 23 Prozent und in Frankreich fast neun Prozent weniger.