Halbjahresbilanz: E.ON verzeichnet Gewinnsprung
Stand: 07.08.2012
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Düsseldorf - Dank eines besseren Gasgeschäfts verzeichnet E.ON einen Gewinnsprung im ersten Halbjahr 2011. Der Energieriese profitiert von neuen Lieferverträgen mit Gazprom. Die Einnahmen stiegen um über 50 Prozent.
Die schlechten Nachrichten hat E.ON erst einmal hinter sich gelassen: Nach Atomausstieg, Personalabbau und Verlusten im Gashandel im vergangenen Jahr steigen nun wieder die Gewinne und die Zuversicht. Anfang Juli hatte der Versorger bereits mit der Bekanntgabe des Gasdeals mit dem russischen Staatskonzern Gazprom die Prognose kräftig nach oben geschraubt. Am Dienstag legte der Versorger nun überraschend erste Zahlen für die ersten sechs Monate des Jahres vor: Die Düsseldorfer haben stark von verbesserten Konditionen für den Gasbezug von Gazprom profitiert.
Der um Sondereffekte bereinigte Überschuss sei im ersten Halbjahr von rund 900 Millionen Euro auf etwa 3,3 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Unternehmen in Düsseldorf mit. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte um 56 Prozent auf zirka 6,7 Milliarden Euro zu. Das Unternehmen begründete den deutlichen Ergebnisanstieg mit den niedrigeren Gaspreisen sowie dem Wegfall von einmaligen Belastungen aus dem Atomkraftausstieg, die noch im ersten Halbjahr 2011 angefallen waren.
Erhöhte Prognose bestätigt
Bereits Anfang Juli hatte E.ON angekündigt, dass die Einigung mit Gazprom eine rückwirkende Anpassung der Preiskonditionen für den Zeitraum seit dem vierten Quartal 2010 enthält und für das erste Halbjahr zu einem positiven Ergebniseffekt von etwa einer Milliarde Euro führt. Bei Analysten kamen die Neuigkeiten damals gut an, jedoch fragten sich einige, wie nachhaltig die Verbesserungen sein würden.
Der Energieversorger bestätigte am Dienstag zudem die Anfang Juli angehobenen Gewinnprognosen. Das um eine Reihe von Sondereffekten bereinigte Nettoergebnis soll 2012 nun 4,1 bis 4,5 Milliarden Euro erreichen. Vorher hatte E.ON bis zu 2,7 Milliarden Euro für möglich gehalten. Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) soll nun zwischen 10,4 bis 11,0 Milliarden Euro liegen, davor war E.ON von 9,6 bis 10,2 Milliarden Euro ausgegangen.
Tauziehen um billigeres Erdgas
E.ON bezieht nun nach langem Tauziehen billigeres Erdgas vom russischen Lieferanten Gazprom. Der mehr als zwei Jahre andauernde Streit über Preisanpassungen bei den langfristigen Gasbezugsverträgen, der am Ende sogar vor einem Schiedsgericht landete, wurde Anfang Juli beendet. Der deutsche Strom- und Gasriese war durch den Preisverfall auf den Gasmärkten in erhebliche Schwierigkeiten geraten. Bei seinen langfristigen Bezugsverträgen waren feste, an die Entwicklung der Ölpreise orientierte Preise vereinbart worden. Die waren nun nicht mehr wettbewerbsfähig.
Mit jedem Kubikmeter verkauften Gas verlor E.ON Geld. Da sich das Unternehmen den überwiegenden Teil seines Gasbezugs über langfristige Verträge gesichert hat, waren die niedrigeren Preise im Ferngasgeschäft so wichtig. 2011 hatte die Sparte 700 Millionen Euro durch die ungünstigen Verträge verloren. Seit der Einigung kann E.ON wieder in dem Geschäft Geld verdienen. Vielen europäischen Versorgern machen die starren Gaslieferverträge mit den Russen zu schaffen. Beim E.ON-Wettbewerber RWE gibt es bis dato noch keine Lösung.
Aktie stärker als Dax
Die überraschenden Zahlen kamen am Aktienmarkt gut an: "Die nackten Zahlen liegen deutlich über den Erwartungen", sagte ein Börsianer in einer ersten Einschätzung. "Wie bereits nach dem ersten Quartal sind sie für den Markt eine Black Box - man weiß nicht woher die positive Überraschung genau kommt", schränkte er ein. Die Aktie stieg zuletzt knapp ein Prozent und damit stärker als der Dax.