Gutachten: Tourismus droht Image-Problem durch Kraftwerk
Stand: 05.10.2007
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Rostock (dpa) - Durch den Bau des geplanten Kohlekraftwerks in Lubmin droht der Tourismusregion auf den Inseln Usedom und Rügen einer Studie zufolge ein Image-Problem. Die Gutachter fordern deshalb, im Genehmigungsverfahren die genauen Auswirkungen des Kraftwerks auf den Tourismus etwa durch drohende Staubbelastungen zu prüfen.
Das Gutachten wird im Auftrag des dänischen Energiekonzerns Dong Energy erstellt, der in Lubmin ein Steinkohlekraftwerk mit einer Leistung von 1600 Megawatt errichten will. Es soll Ende Oktober dem Auftraggeber vorgelegt werden. Bis dahin wollen die Gutachter auch Empfehlungen erarbeiten, mit welchen Maßnahmen die Seebäder die touristischen Einbußen durch den geplanten Kraftwerksbau ausgleichen können, kündigte Benkenstein an.
Der Bäderverband forderte am Freitag ebenfalls eine genaue Prüfung der Auswirkungen des geplanten Kraftwerksbau auf den Tourismus. Der Verband spreche sich massiv gegen Vorhaben aus, die Investitionen im Tourismus in Frage stellen und die Prädikatisierung der Kur- und Erholungsorte gefährden, teilte der Präsident des Verbandes, Mathias Löttge, in Graal-Müritz mit. Ein Land wie Mecklenburg-Vorpommern, das sich auf den Tourismus und Gesundheitstourismus stütze, könne nicht Investitionen zulasten des prosperierenden Wirtschaftszweigs Tourismus zulassen, sagte Löttge.
Der Umweltverband WWF warnte vor einer Einleitung von Kühlwasser in den Greifswalder Bodden: "Das Kühlwasser führt zu einer Erwärmung, einer Änderung des Salzgehaltes und des Nährstoffgehaltes mit großen Auswirkungen auf die Flora und Fauna", sagte Cathrin Münster vom WWF- Büro in Stralsund.
Am negativsten würde sich nach Meinung der Tourismusgutachter das Kraftwerk auf den Tourismus im Seebad Lubmin auswirken, wo das Kraftwerk "physisch präsent" sei. Dort sei mit Einbußen von zehn Prozent zu rechnen. "Wir empfehlen Lubmin, sich stärker im Bereich des Geschäftstourismus zu profilieren", sagte Benkenstein. Komme es allerdings durch eine Erwärmung des Greifswalder Boddens zu einer Blaualgenblüte, sei mit massiven Tourismuseinbußen von bis zu 30 Prozent in der betroffenen Saison zu rechnen.
In ihrer Studie fordern die Gutachter nicht den Verzicht des Kraftwerks, wie Benkenstein sagte. Die Region hatte mit dem früheren Kernkraftwerk und habe aktuell mit dem atomaren Zwischenlager schon immer für den Tourismus sensible Industrien vor Ort, die sich nicht negativ auf die touristische Entwicklung in der Region ausgewirkt hätten.