Große Energieversorger setzen Stromsperren in der Corona-Krise aus
Stand: 23.03.2020
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Der Bund der Energieverbraucher und Verbraucherzentralen haben die deutschen Energieversorger aufgefordert, während der aktuellen Corona-Krise auf Strom- und Gassperren bei säumigen Kunden zu verzichten. Zahlreiche Versorger haben signalisiert, derzeit keine Sperrungen vorzunehmen.
Sperrungen werden millionenfach angedroht
Die Strom- und Gasversorger haben das Recht, bei einem Zahlungsrückstand von mehr als 100 Euro mit einer Frist von vier Wochen und nach zweimaliger Aufforderung eine Versorgungssperre bei Energieverbrauchern vorzunehmen, sofern diese den Umständen entsprechend verhältnismäßig ist.
Über 4,9 Millionen Stromsperren und 1,2 Millionen Gassperren pro Jahr wurden deutschen Haushalten im Jahr 2018 laut dem Monitoringbericht 2019 der Bundesnetzagentur angedroht. Davon wurden rund 300.000 Stromsperren und 33.000 Gassperren auch tatsächlich durchgeführt.
Schwere Auswirkungen für Betroffene
Der Bund der Energieverbraucher weist darauf hin, dass es sich für die betroffenen Energieverbraucher in jedem einzelnen dieser Fälle um eine Ausnahmesituation handelt: Gefriertruhen tauen ab, Lebensmittel in den Kühlschränken verderben, die Heizung funktioniert nicht und ohne Waschmaschine bleiben Kleidung und Handtücher schmutzig . Zusätzlich gibt es keine Möglichkeit mehr, frische Lebensmittel zu lagern. Dies sei angesichts der aktuellen Lage unverhältnismäßig und setzte leichtfertig Menschenleben aufs Spiel.
„Menschen, die ohne Strom oder Wasser zurechtkommen müssen, nutzten als Notnagel bislang beispielsweise Schwimmbäder zum Duschen oder das Internet in Öffentlichen Bibliotheken“, so die Erfahrungen von Antje Kahlheber, Leiterin des Projekts Energiekostenberatung bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, aus den Beratungen. „Dies ist nun nicht mehr möglich und schneidet Betroffene nicht nur von notwenigen Hygienemaßnahmen, sondern auch vom Zugang zum öffentlichen Leben ab.“
Energieversorger kommen entgegen
Große Energieversorger wie die EnBW, E.ON Energie Deutschland und Innogy haben bereits angekündigt, dass diese Unternehmen auf neue Energiesperren weitestmöglich verzichten wollen. Am verantwortungsvollsten handelt laut Bund der Energieverbraucher derzeit der Versorger EnBW, der mitteilte, dass „derzeit alle Strom- und Gassperren, die in den letzten Wochen vorgenommen wurden, aufgehoben werden.“ Die EnBW hat bekannt gegeben, dass für die Entsperrung keine Gebühren erhoben werden. Der Bund der Energieverbraucher fordert alle Grundversorger auf, sich daran ein Beispiel zu nehmen und ihren Beitrag zur Bewältigung der derzeitigen Krise zu leisten. Verbrauchern, die aktuell von einer Versorgungssperre betroffen sind, sollten sich umgehend an den örtlichen Grundversorger zu wenden und unter Verweis auf die aktuelle Situation eine Aufhebung der Strom-, Gas- oder Wärmesperre zu verlangen.