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Größeres Engagement für Klimaschutz lässt Stromkosten nicht steigen

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP

Brüssel - Einer Studie der European Climate Foundation (ECF) zufolge würden die Stromkosten selbst bei einer radikalen Umstellung des Sektors im Sinne des Klimaschutzes nicht deutlich steigen. Auch die Versorgungssicherheit würde nicht gefährdet, wenn in den kommenden Jahrzehnten beispielsweise massenhaft Windräder Strom aus Kohlekraftwerken ersetzten, heißt es in der Studie "Fahrplan 2050", die am Dienstag in Brüssel EU-Energiekommissar Günther Oettinger und Klimakommissarin Connie Hedegaard übergeben werden sollte. Das Echo bei Umweltschützern war gespalten: Während etwa die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Zustimmung äußerte, stellte Greenpeace die Aussagen infrage.

Die nötige Technik für einen radikalen Umbau des Energiesektors sei bereits kommerziell verfügbar oder in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium, erklärte die ECF. Bislang seien fälschlicherweise noch "technologische Durchbrüche" für nötig gehalten worden. Ebenso hätten Kritiker mangelhafte Versorgungssicherheit und Unwirtschaftlichkeit befürchtet. "Fahrplan 2050 hat festgestellt, dass alle diese Behauptungen unrichtig sind", erklärte die Autoren der Studie. Die Untersuchung wurde unter anderem von der Unternehmensberatung McKinsey und dem Imperial College London erstellt. EU-Institutionen, Nichtregierungsorganisationen und Energiekonzerne wie RWE steuerten Daten oder Einschätzungen bei.

Ein Umbau mit dem Ziel, 2050 rund 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien zu beziehen, würde laut ECF durchschnittlich 52 Milliarden Euro pro Jahr kosten. Dies sei "ungefähr dieselbe" Summe wie für die Energieerzeugung aus fossilen Quellen, sagte ECF-Sprecher Tim Nuthall. Dies gelte selbst dann, wenn die voraussichtliche Verteuerung von Energieträgern wie Kohle und Öl nicht berücksichtigt werde. Auch eine Stromversorgung mit 100 Prozent erneuerbaren Energien sei technologisch und ökonomisch gut machbar. Selbst bei "pessimistischen Annahmen" kämen auf die Haushalte jährlich unter 300 Euro zusätzliche Stromkosten zu, heißt es in der Studie.

Ein Wandel würde unter anderem einen massiven Ausbau der Stromnetze nötig machen, wie die Studie zeigte. Die Netze müssten demnach insbesondere in Deutschland, Frankreich und Spanien verstärkt werden. So könnte beispielsweise bei starker Brise Windkraft von der Nordsee nach Süden geleitet werden. Die Studie legt zudem auch Szenarien vor, in denen Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke mit der sogenannten CCS-Technik eine größere Rolle spielen. Dabei wird das Kohlenstoffdioxid (CO2) abgetrennt und unterirdisch eingelagert.

Die Deutsche Umwelthilfe erklärte, die Studie räume mit Vorurteilen gegenüber erneuerbaren Energiequellen auf. Germanwatch urteilte, die Studie verdiene besondere Aufmerksamkeit, "weil sie mit sehr konservativen Zahlen der Energieindustrie rechnet und somit die Leistungsfähigkeit der erneuerbaren Energien eher unter- als überschätzt".

Greenpeace hingegen übte scharfe Kritik. Die Studie sei ein "Blumenstrauß" von Aussagen, aus dem sich Akteure in Wirtschaft und Politik die jeweils ihnen genehmen Teile herausgreifen könnten, sagte Energieexperte Sven Teske. Kostenrechnungen für die Szenarien, die stärker auf Atomkraft und Kohlekraft mit CCS-Technik setzten, seien "unrealistisch". Einige Aussagen zur künftigen Rolle von CCS seien generell unseriös, da es erst "ein paar Pilotprojekte in der EU" gebe, sagte Teske.