Griechischer Ökostrom für Deutschland?
Stand: 06.02.2012
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Hamburg - Deutsche Stromkunden sollen die griechische Wirtschaft ankurbeln. Die berichtet das Nachrichtenmagazin "Spiegel". Demnach prüfe die EU-Kommission derzeit, ob griechische Energieversorger von der EEG-Umlage profitieren könnten, wenn sie Ökostrom ins europäische Netz einspeisen.
Das Wirtschaftsministerium in Berlin erteilte diesen Überlegungen eine Absage. Die EU wolle einen Anreiz für Investitionen in griechische Solarparks oder Windkraftanlagen schaffen, berichtete der "Spiegel". Zusätzlich könnte es dem Bericht zufolge für Ökostrom-Investitionen in Griechenland Hilfen der staatlichen Förderbank KfW geben. Dies gehe aus Plänen der EU-Kommission für ein neues griechisches Wachstumsprogramm hervor.
Solaranlagen in Europa statt in Afrika
SPD-Parteichef Sigmar Gabriel sagte dem "Hamburger Abendblatt", Griechenland brauche Wachstum. In Deutschland seien allein mit erneuerbaren Energien 350.000 Arbeitsplätze geschaffen worden. Die deutsche Industrie plane in Nordafrika große Solaranlagen. "Wir könnten doch erstmal in Griechenland, Spanien, Portugal anfangen und dort Sonnenstrom für ganz Europa erzeugen", schlug Gabriel vor.
Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums erklärte am Sonntag in Berlin, die Bundesregierung lehne "eine Ausweitung der EEG-Förderung auf erneuerbaren Strom, der im Ausland produziert wird, ab". Die erneuerbaren Energien werden in Deutschland durch eine jährlich sinkende garantierte Vergütung für den ins Netz eingespeisten Strom gefördert. Finanziert wird dies über die sogenannte EEG-Umlage, die alle Stromverbraucher zahlen müssen.
EEG soll zügig geändert werden
Die Solarförderung war bereits zum Jahreswechsel gekürzt worden und sollte nach den bisherigen Plänen auch Mitte 2012 weiter sinken. Mitte Januar kündigte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) an, die Förderung künftig von Monat zu Monat zu senken. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) solle dafür "zügig" geändert werden. Die Beratungen mit Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) dauern an.
Rösler fordert eine deutlichere Senkung, um den Bau neuer Photovoltaik-Anlagen zu reduzieren. Er argumentiert, mehr als die Hälfte der EEG-Umlage, mehr als sechs Milliarden Euro jährlich, werde für die Solarindustrie ausgegeben, die aber nur drei Prozent der Energie produziere. Hintergrund ist der Rekord beim Anschluss neuer Solaranlagen im vergangenen Jahr.
Projekt "Helios" für 20 Milliarden Euro
Die griechische Regierung hatte schon im Herbst 2011 mit dem Projekt "Helios" für den Ausbau der Solarbranche um Investoren geworben. Fünf Prozent der benötigten Investitionen in Höhe von 20 Milliarden Euro wollte die deutsche Solarbranche beisteuern, berichtet der "Spiegel". Bisher setze das Land bei der Energieerzeugung auf umweltschädliche Braunkohle und Schwerölkraftwerke, die erneuerbaren Energien würden hingegen wenig genutzt.