Greenpeace: Rauchbombenanschlag auf französisches AKW
Stand: 02.05.2012
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Paris - Das Risiko von Luftangriffen wird von Verteidigern der Kernkraft immer wieder kleingeredet. Nun zeigte ein Greenpeace-Aktivist, wie einfach ein möglicher Bombenanschlag auf einen Meiler ist. Mit einem motorisierten Gleitschirm warf er eine Rauchbombe auf das Französische Kernkraftwerk Bugey.
Wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace durch eine spektakuläre Aktion die Sicherheitrisiken französischer Atomkraftwerke aufgezeigt. Ein deutscher Greenpeace-Aktivist überflog am Mittwochmorgen mit einem Motor-Gleitschirm das Atomkraftwerk im ostfranzösischen Bugey und warf zwei Rauchbomben über der Anlage ab, wie die Umweltschutzorganisation mitteilte. Danach landete der Mann im inneren Bereich des Akw, zündete eine weitere Rauchbombe und wurde danach ebenso wie ein weiterer Aktivist festgenommen.
"Das Ziel dieser Aktion ist, eine Botschaft an die beiden Präsidentschaftskandidaten zu senden, die das Risiko der Atomkraft leugnen", sagte Sophia Majnoni von Greenpeace Frankreich der Nachrichtenagentur AFP. Es sollten die Risiken eines Angriffs von außen auf ein Atomkraftwerk aufgezeigt werden, etwa ein Flugzeugabsturz.
AKW-Betreiber spielen Vorfall herunter
Die Organisation hob hervor, dass in Frankreich anders als in Deutschland das Risiko eines Flugzeugabsturzes immer noch nicht in die Sicherheitsanalysen einbezogen worden sei. Greenpeace war es bereits im Dezember bei einer ähnlich spektakulären Aktion gelungen, mit Aktivisten in zwei Atomkraftwerke einzudringen.
Der Atomkraftwerkbetreiber, der Stromkonzern EDF, versicherte, dass die Aktion die Sicherheit der Atomanlage nicht in Frage gestellt habe. Die Ende 2011 verstärkten Sicherheitsmaßnahmen hätten es erlaubt, den Aktivisten sofort zu entdecken und zu ergreifen. Laut Innenministerium wurde der Motor-Gleitschirm bereits entdeckt und verfolgt, "bevor er überhaupt die Anlage überflogen hat". Es sei klar gewesen, dass es sich um einen Umweltschutzaktivisten handelte.
Keine speziellen Schutzvorrichtungen
Greenpeace veröffentlichte am Mittwoch auch ein Video, das den Überflug eines mit einer Kamera ausgestatteten Gerätes über die französische Wiederaufbereitungsanlage La Hague im November 2011 zeigt. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation sind dort mehr als 10.000 Tonnen verstrahlter Brennstäbe in Abklingbecken gelagert sowie 64 Tonnen Plutonium. Diese stark radioaktiven Materialien seien nur in einfachen Gebäuden untergebracht, die nicht speziell gegen eine Bedrohung aus der Luft gewappnet seien.
Frankreich ist der größte Atomstromproduzent Europas, drei Viertel des Stroms kommen aus den 58 Atomreaktoren. Die beiden Präsidentschaftskandidaten für die Stichwahl am nächsten Sonntag, der konservative Staatschef Nicolas Sarkozy sowie der Sozialist François Hollande, wollen an der Atomkraft festhalten. Hollande will allerdings schrittweise umsteuern und in der nächsten Amtszeit das mehr als 30 Jahre alte, besonders umstrittene Atomkraftwerk Fessenheim an der Grenze zu Deutschland abschalten.