Greenpeace fordert Offenlegung der Atommüll-Verträge mit Russland
Stand: 18.11.2010
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Berlin - Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert Sachsen und Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) auf, die Verträge zum geplanten Atommüll-Transport nach Russland offenzulegen. "Wir haben die Nase voll von Geheimverträgen zu Atomfragen", erklärte Greenpeace-Atomexperte Tobias Münchmeyer am Donnerstag. "Atommüll in ein Land zu schicken, das radioaktive Abfälle einfach unter die Erde pumpt, ist wahnwitzig." Kein anderes Land der Erde gehe so arglos mit Atommüll um wie Russland, so Münchmeyer weiter.
Die 18 Castor-Behälter mit 951 Brennelementen stammen aus dem DDR-Kernforschungszentrum Rossendorf bei Dresden und wurden 2005 in das Zwischenlager im münsterländischen Ahaus gebracht. Auf Intervention Sachsens sollen sie in die russische Wiederaufarbeitungsanlage Majak gehen, weil die Brennelemente aus der früheren Sowjetunion stammen. Sachsen zahlt für den Transport 35 Millionen Euro. In Majak war zuletzt 2007 Radioaktivität freigesetzt worden. Die Gegend gilt neben Tschernobyl als die radioaktiv verstrahlteste der Welt.
Für die Ausfuhr der Castoren wäre das Bundesamt für Ausfuhr und Wirtschaftskontrolle (Bafa) zuständig, die Erlaubnis dazu erteilt das Bundesumweltministerium (BMU), das damit das letzt Wort hat. Das Ministerium betont, zunächst werde die Sicherheit des Zielorts Majak vor Ort unter die Lupe genommen. Über den Transport sei noch nicht entschieden. Der Transport wird wahrscheinlich per Schiff erfolgen - aber Hamburg und Bremen haben bereits angekündigt, ihre Häfen nicht zur Verfügung stellen zu wollen.
Ausschließlich in Russland würden schon länger flüssige heiße Atomabfälle aus der Wiederaufarbeitung mit Pumpen in eine Tiefe von mehr als 200 Metern "injiziert", betonte Greenpeace. Nun solle dieses Vorgehen vom russischen Parlament in einem Gesetz abgesichert werden und könnte somit auch den Atommüll aus Sachsen betreffen.
Auch russische Umweltschützer warnen vor einer weiteren Verschmutzung der Flüsse und Seen rund um Majak durch deutschen Atommüll. Nach Angaben des ARD-Magazins "Monitor" würde der Transport womöglich gegen das deutsche Atomgesetz verstoßen, weil Russland kein Endlager für hoch radioaktiven Atommüll habe.