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Greenpeace: Bahn nutzt zu viel Atomstrom

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Berlin - Die Deutsche Bahn weist die Vorwürfe von Greenpeace zurück. Greenpeace bemängelt, dass die Bahn zu stark auf Atomkraft setze. Gelfo Kröger von der DB Energie betont, die Bahn sei der falsche Adressat für die Greenpeace-Kritik. Schließlich decke das Unternehmen bereits 18,5 Prozent seines Energiebedarfs mit grünem Strom ab. Bis zum Jahr 2020 soll bei der Bahn der Ökoenergie-Anteil auf 30 Prozent steigen. So hat der Konzern jüngst langjährige Verträge mit zwei Windparks in Brandenburg abgeschlossen.

Handelt es sich um eine durchsichtige Kamapagne der Umweltschützer von Greenpeace, um das Atomthema wieder etwas in den Fokus zu rücken? Schließlich ist mangels sinnvoller Alternativen bei allen Konzernen der Atomanteil weiterhin hoch. Die Industrie betont, dass Kohle- und Atomkraftwerke grundlastfähig sind, also kontinuierlich Strom liefern. Weil es bisher keine ausreichenden Speicherkapazitäten gebe, um zu viel Wind- oder Sonnenenergie zu speichern und so Schwankungen auszugleichen, sei die in ihrer Produktion zu 100 Prozent planbare Kernenergie vorerst unverzichtbar, betont RWE-Vorstand Gerd Jäger.

Keineswegs sei die Kritik polemisch und zu einseitig gegen die Bahn gerichtet, wehrt Greenpeace-Atomexperte Tobias Riedl ab. "Die Bahn ist nicht nur das größte staatliche Unternehmen in Deutschland, sie ist auch der größte Stromverbraucher", sagt Riedl. Seit zwei Jahren sei man mit der Bahn im Dialog, aber es habe sich kaum etwas geändert. Und Greenpeace stößt auf, dass Bahnchef Rüdiger Grube seinerzeit den "Energiepolitischen Appell" mitunterzeichnet hat, mit dem in Zeitungen auch für längere Atomlaufzeiten geworben wurde. Die Bahn besitzt ein eigenes Stromnetz, das rund 7750 Kilometer lang ist. Mehr als 25 000 Züge können so täglich bewegt werden.

Die Bahn bezieht rund 75 Prozent des Stroms aus Kraftwerken mit festen Abnahmeverträgen, beim EnBW-Atomkraftwerk Neckarwestheim I gibt es eine eigene Turbine für Bahnstrom.

Der nächste Castor-Transport nach Gorleben besteht nach Angaben von Greenpeace rechnerisch komplett aus Atommüll der Deutschen Bahn. 110 Tonnen radioaktiven Müll habe die Bahn bisher allein in Neckarwestheim verursacht. "Auch weiterhin investiert die Bahn in Kohle und Atom", kritisiert Riedl. So etwa in den Neubau eines Umrichterwerks am AKW-Standort Neckarwestheim, sagt Riedl. Hier zahlt die Bahn laut eigenen Angaben 9,4 Millionen der Kosten von 46,5 Millionen Euro. Der Rest komme aus dem Konjunkturpaket II des Bundes.

71 Prozent gaben laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag von Greenpeace an, dass sie nicht wussten, dass viele Bahnzüge mit Atomstrom fahren. Aber, dass der Atomstromanteil bei der Bahn 2009 etwa 25 Prozent und 2010 nach vorläufigen Berechnungen 16 Prozent betragen hat, kann eigentlich niemanden überraschen, wird doch auch insgesamt ein Viertel des deutschen Stroms in den 17 Atomkraftwerken erzeugt. Und: Wie auch beim Strom von Bürgern und Industrie in Deutschland kommt auch bei der Bahn ohnehin mit mehr als 40 Prozent der meiste Strom aus Kohlekraftwerken.

Einen Bahn-Boykott will man nicht, sagt Riedl. "Wir wollen nur, dass die Bahn grüner wird." Die Bahn betont angesichts der Attacken, die in dem Entrollen eines gelben Banners auf dem Glasdach des Berliner Hauptbahnhofs mit der Aufschrift "Atomkraft ist ein Irrweg, Herr Grube" gipfelte, dass der Kunde selbst entscheiden kann. Der Kauf von "Umwelt-Plus-Tickets" führe zur zusätzlichen Einspeisung von erneuerbarem Strom ins Bahnstromnetz und sorge dafür, dass der Ökostromanteil in den Zügen langfristig weiter steige. Greenpeace hält dies für eine reine "PR-Aktion".

DB Energie-Sprecher Kröger betont: "Greenpeace verunglimpft mit dieser Kampagne mit der Bahn ausgerechnet den umweltfreundlichsten Verkehrsträger mit den geringsten CO2-Emissionen". Der Anteil der erneuerbaren Energien auf der Straße liege zwischen fünf und sechs Prozent und bei der Luft- und Seefahrt bei null Prozent.