Greenpeace-Aktivisten blockieren Gleise in Karlsruhe
Stand: 15.02.2011
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Karlsruhe - Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace haben am Dienstagmorgen in Karlsruhe Bahngleise blockiert, um gegen den bevorstehenden Castor-Transport zu protestieren. Etwa 35 Atomkraftgegner demonstrierten auf der Bahnstrecke vor der früheren Wiederaufarbeitungsanlage (WAK). Elf von ihnen ketteten sich, Polizeiangaben zufolge, ans Tor der Anlage. Sie wurden von der Polizei in Gewahrsam genommen. Ein anderer Teil der Protestgruppe kettete sich an die Schienen. Greenpeace setzte laut eigenen Angaben einen Container mit einer ausfahrbaren Plattform auf den Gleisen ab.
An diesem Mittwoch sollen 56 Tonnen radioaktiver Abfall aus der vor zwei Jahrzehnten stillgelegten Wiederaufarbeitungsanlage in Karlsruhe auf die Schienen gesetzt werden. Der erste Atommülltransport dieses Jahres geht in das Zwischenlager Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern. Um Blockaden zu verhindern, besteht entlang der Stadtbahnstrecke in Karlsruhe eine Verbotszone mit eingeschränktem Versammlungsrecht. Das Verwaltungsgericht Karlsruhe lehnte zwei Eilanträge gegen das vorübergehende Versammlungsverbot der Stadt ab.
Wie die Atomgegner es trotz der Überwachung schaffen konnten, so kurz vor dem Atommüll-Transport die Gleise zu blockieren, ist unklar. Angaben zur Art der Überwachung in den Tagen zuvor und zur Anzahl der daran beteiligten Polizisten, wollte der Polizeisprecher nicht machen.
Transportiert werden fünf Castoren mit 140 Edelstahlbehältern voll mit radioaktivem Glasgemisch. Darin wurden 60 000 Liter der sogenannten Atomsuppe aus der stillgelegten Versuchsanlage gebunden. Der Atommüll entstand zwischen 1971 bis Ende 1990, als in der WAK rund 207 Tonnen abgebrannter Kernbrennstoff wiederaufgearbeitet worden waren.
Schon seit Tagen wird mit Kundgebungen und Protesten gegen den aus Sicht der Atom-Gegner sinnlosen und gefährlichen Transport demonstriert. Entlang der geplanten Strecke sind zahlreiche Demonstrationen und Aktionen von Kernkraftgegnern geplant.
Von Karlsruhe aus könnte der Zug nach Meinung der Anti-Atom-Initiativen entweder über Mannheim, Darmstadt, Aschaffenburg und Fulda nach Thüringen und von dort weiter bis Mecklenburg-Vorpommern führen, oder über Bietigheim-Bissingen, Heilbronn, Würzburg nach Thüringen und dann in den Norden. Am Donnerstag soll die brisante Fracht im Zwischenlager Nord nahe Lubmin bei Greifswald ankommen.