Gorleben-Erkundung wieder aufgenommen - Proteste geplant
Stand: 01.10.2010
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Hannover/Berlin - Die Suche nach einem atomaren Endlager geht in die nächste Runde. Nach zehnjähriger Unterbrechung wird heute (Freitag) die offizielle Erkundung des Salzstocks Gorleben wieder aufgenommen. Im Jahr 2000 war diese eingestellt worden, weil die damalige Regierung die Suche nach einem geeigneten Endlager auf andere Standorte ausweiten wollte. Nun lässt die schwarz-gelbe Regierung den Salzstock trotz massiver Proteste erneut auf seine Eignung als Endlager für hoch radioaktiven Müll prüfen.
Die konkreten Arbeiten zur weiteren Erkundung des Salzgesteins werden aber erst später im Oktober starten. Die Atomwirtschaft hat bisher rund 1,5 Milliarden Euro in die rund 30 Jahre andauernde Prüfung Gorlebens investiert und hält den Standort für geeignet. Um bei der Erkundung des Salzstocks rasch voranzukommen, sollen als letztes Mittel auch wieder Enteignungen möglich sein. Durch die geplanten durchschnittlich 12 Jahre längeren Atomlaufzeiten wird die Menge an hoch radioaktivem Müll laut Bundesamt für Strahlenschutz auf insgesamt 21.600 Tonnen steigen.
"Festhalten an Gorleben grenzt an Wahnsinn"
Die Wiederaufnahme der Erkundung heizt derweil den Protest an - die Fronten zwischen Anti-Atom-Initiativen und der schwarz-gelben Bundesregierung sowie den Energiekonzernen werden härter. Das Deutsche Atomforum bezeichnete die Gorleben-Untersuchung am Freitag als Zeichen der Vernunft und als längst überfällig.
Atomkraftgegner kündigten dagegen massiven Widerstand an. "Ein Festhalten an Gorleben grenzt an Wahnsinn", kritisierte die Anti-Atom-Initiative "X- tausendmal quer". An diesem Samstag wollen Atomkraftgegner im Wendland mit Straßenblockaden protestieren. Umweltschützer warnen vor unkalkulierbaren Risiken.
Gasvorkommen nahe des Salzstocks könnten das Aus bedeuten
Bisher nicht weiter beachtete Gasvorkommen nahe des Salzstocks in Gorleben haben bei Wiederaufnahme der Erkundung für scharfe Kritik der Linkspartei gesorgt. Der Historiker Anselm Tiggemann hatte am Donnerstagabend im Gorleben-Untersuchungsausschuss des Bundestags darauf hingewiesen, dass es ganz zu Beginn der Debatte um Gorleben als mögliches Atommüll-Endlager Anfang 1977 in der niedersächsischen Landesregierung Bedenken gegen das Projekt gegeben habe. Grund waren Gasfunde in der Nähe auf DDR-Seite. Wissenschaftler hätten gewarnt, dass es bei Gasbohrungen zu Erdabsenkungen und gefährlichen Verschiebungen im Salzstock kommen könne.
Die energiepolitische Sprecherin der Linke-Fraktion, Dorothée Menzner, forderte angesichts dieser Informationen über mögliche Gasvorkommen einen sofortigen Stopp der Erkundungen. "Man hat das Problem verschwiegen, wohl in dem Bewusstsein, dass Gasvorkommen unter dem Salzstock das Aus für Gorleben als Atommüll-Endlager bedeutet." Es dürfe kein einziger Cent mehr in die Erkundung des Salzstocks Gorleben gesteckt werden.