Goldisthal (dpa/th) - Deutschlands grösstes Pumpspeicher-Kraftwerk im südthüringischen Goldisthal läuft seit Donnerstag im Dauerbetrieb. Der Energiekonzern Vattenfall erhielt vom Land die Betriebserlaubnis für das 620 Millionen Euro teure Kraftwerk im Kreis Sonneberg. Per Knopfdruck erzeugen vier Turbinen 1060 Megawatt Strom. Forschung, Planung und Bau zogen sich über vier Jahrzehnte hin. Seit Oktober 2003 lief die Anlage im Testbetrieb. Nach und nach sind seitdem alle Turbinen ans Netz gegangen.
Thüringens Umweltminister Volker Sklenar (CDU) sagte am Donnerstag bei der Übergabe der
Betriebserlaubnis, die Kraftwerks-Idee sei "ebenso einfachen wie genial". Nachts wird Wasser - quasi als Energiespeicher - aus einem Staubecken der Schwarza in ein 300 Meter höher gelegenes Oberbecken auf den Grossen Farmdenkopf gepumpt. Wird dann in Spitzenlastzeiten schnell
Energie benötigt, reicht ein Knopfdruck und das Wasser schiesst den Berg runter und treibt vier Turbinen an. Nach Angaben von Vattenfall reicht die Energie, die so gewonnen wird, um 500 000
Waschmaschinen acht Stunden lang laufen zu lassen. Der Strom wird direkt in das Hochspannungsnetz von Vattenfall Europe eingespeist.
Andere Berechnungen vergleichen die Leitung von Goldisthal mit der eines mittelgrossen Kohle- oder Atomkraftwerks. Allerdings nur für acht Stunden - denn dann ist das Oberbecken spätestens leer. "Ziel der Anlage ist die schnelle Bereitstellung von
Strom in Zeiten der Spitzenlast", erklärte Reinhardt Hassa, Vorstandsmitglied bei Vattenfall Europe Mining & Generation. Vattenfall Europe ist nach eigenen Angaben Deutschlands grösster Wasserkraftbetreiber mit insgesamt 2900 Megawatt installierter Kapazität in Laufwasser, Speicher- und Pumpspeicherkraftwerken.
"So wie die Errichtung der Saaletalsperren den Talsperrenbau der 30er Jahre beeinflusste, so setzt heute der Pumpspeicher-Kraftwerk Goldisthal neue Massstäbe", sagte Minister Sklenar. Die Idee dazu stammte aus DDR-Zeiten. Bereits in den 60er Jahren wurde nach einem geeigneten Standort gesucht. Nach geologischen Erkundungen 1972 musste das Projekt 1980 aus Finanznot auf Eis gelegt werden. Vor rund sieben Jahren erfolgte dann der erste Stollenanschlag.
Hintergrund: Goldisthal - Batterie in den Bergen
Goldisthal (dpa/th) - Das Pumpspeicher-Kraftwerk Goldisthal (Kreis Sonneberg) ist im Grunde genommen eine riesige Batterie in den Bergen des Thüringer Schiefergebirges. Der Energiekonzern Vattenfall Europe nutzt die 620 Millionen Euro teure Anlage, um Verbrauchsschwankungen in seinem Stromnetz ausgleichen. Nachts speichert das Kraftwerk Energie, um sie in Zeiten der Spitzenlast schnell abrufen zu können.
Nachtstrom wird eingesetzt, um Wasser aus einem Staubecken der Schwarza in ein Oberbecken auf den Berg Großer Farmdenkopf zu pumpen. Wird zu Spitzenlastzeiten Energie benötigt, schießt das Wasser per Knopfdruck durch sechs Meter dicke Rohre den Berg hinab und treibt vier Turbinen mit einer Leistung von 1060 Megawatt an. Die Anlage kann nach Angaben der Betreiber so etwa acht Stunden lang so viel Energie liefern wie ein mittelgroßes Atomkraftwerk.
Goldisthal ist es eines der größten Investitionen der Energiewirtschaft in den neuen Ländern. Erste Planungen für das Kraftwerk stammen bereits aus den 60er Jahren. Zu DDR-Zeiten begannen sogar schon Bauvorbereitungen, die dann aber abgebrochen wurden. Das Raumordnungsverfahren wurde 1992 eröffnet. Im Herbst 2003 wurde die Anlage in Betrieb genommen.