Gerüchte: EdF will RWE übernehmen und EnBW-Anteile verkaufen
Stand: 11.05.2007
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Berlin/Paris/Brüssel (dpa) - Der französische Energiekonzern EdF hat es nach Medieninformationen auf den Versorger RWE abgesehen, das zweitgrößte Energieunternehmen Deutschlands. Kontakte zwischen EdF und der Bundesregierung wegen angeblicher Übernahmepläne wurden von beiden Seiten umgehend dementiert. Offen blieb allerdings, ob es auf anderen Ebenen Kontakte gab. RWE in Essen liegt nach eigenen Angaben kein Angebot vor. "Wir haben keine Anzeichen für ein Übernahmeangebot von EdF an RWE", sagte ein Sprecher am Freitag.
Electricité de France (EdF) will nach einem Bericht des Südwestrundfunks (SWR) RWE übernehmen und dafür seine 45-Prozent- Beteiligung bei EnBW aufgeben. Mit dem Ausstieg bei der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW/Karlsruhe) wolle die EdF kartellrechtliche Bedenken zerstreuen, hieß es beim SWR. Für den EnBW-Anteil gebe es bereits einen neuen Interessenten: den australischen Finanzinvestor Babcock & Brown.
Bei einem Verkauf der EnBW-Anteile durch den Großaktionärs EdF würde der ebenfalls Beteiligte kommunale Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) die Mehrheit am Energieversorger aus Karlsruhe anstreben. "Wenn es so weit wäre, würden wir alles tun, damit die EnBW ein baden-württembergisches Unternehmen bleibt", sagte der OEW-Vorsitzende Kurt Widmaier den "Stuttgarter Nachrichten" (Samstag).
Im Geschäftsjahr 2006 hatte RWE das Nettoergebnis um 72 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro verbessert - einschließlich des Gewinns von rund einer Milliarde Euro aus dem Verkauf der britischen Wassertochter Thames Water. Der Umsatz stieg um 12,1 Prozent auf 44,2 Milliarden Euro. Der Vorstandsvorsitzende Harry Roels scheidet im Februar 2008 aus; Nachfolger wird der Stahl-Manager Jürgen Großmann.
EdF erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 58,9 Milliarden Euro. Der Überschuss stieg auf 5,61 Milliarden Euro. EnBW legte im ersten Quartal 2007 beim Umsatz um 8,8 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro zu. Der Konzernüberschuss stieg um etwas mehr als 13 Prozent auf 360,2 Millionen Euro.
RWE war schon in der Vergangenheit Gegenstand von Übernahmespekulationen gewesen. Zuletzt gab es Gerüchte um den russischen Energieriesen Gazprom, die aber von beiden Seiten ins Reich der Fabeln verwiesen wurden. Auch wenn der Konzern - vor allem wegen seiner kommunalen Aktionäre - nicht einfach zu schlucken sei, könnte der ein oder andere Anteilseigner angesichts knapper öffentlicher Kassen bei einem guten Preis schwach werden, hieß es. So hätten sich bereits einige kommunale Aktionäre wie Düsseldorf oder Mülheim von ihren RWE-Anteilen getrennt.
Unterdessen droht dem Energiekonzern wegen des Verdachts einer beherrschenden Stellung auf dem Gasmarkt Nordrhein-Westfalens eine drastische Geldbuße und im schlimmsten Fall die zwangsweise Aufspaltung. Die EU-Kommission eröffnete am Freitag in Brüssel Verfahren gegen RWE und dessen italienischen Konkurrenten ENI. Die Behörde stützt sich auf Erkenntnisse nach Durchsuchungen von Firmen im Jahr 2006. Sollte die Kommission den Unternehmen Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht nachweisen, drohen Bußen bis zu einem Zehntel des Umsatzes. Zudem könnte Brüssel eine Aufspaltung der Konzerne in Produktion und Transport verfügen.
RWE wies die Anschuldigungen zurück. "Wir handeln nach sauberen Regeln", sagte RWE-Unternehmenssprecher Wolfgang Schley in Dortmund. Nach Angaben der RWE wurde das Unternehmen Ende April über die Anschuldigungen von der EU-Kommission informiert. "Bis heute gibt es keine Konkretisierungen der Vorwürfe", sagte Schley. "Daher können wir uns im Detail nicht äußern."
Der Energieversorger RWE
Der RWE-Konzern ist mit einem Umsatz von 44,3 Milliarden Euro der zweitgrößte deutsche Energiekonzern hinter E.ON. Mit dem Geschäft rund um Strom und Gas erwirtschaftete RWE im vergangenen Jahr 3,9 Milliarden Euro Gewinn. Darin enthalten ist neben hohen Erträgen aus dem Stromgeschäft auch ein Plus von rund einer Milliarde Euro aus dem Verka