Gericht lehnt einstweilige Anordnung gegen Atomtransport ab
Stand: 30.10.2007
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Rheinsberg/Köln (dpa) - Der bundesweit erste Schienentransport eines radioaktiv belasteten Reaktordruckgefäßes kann wie geplant an diesem Dienstag starten. Das Verwaltungsgericht Köln lehnte am Montagabend einen Antrag von Gegnern des Atomtransports ab, die Fahrt von Rheinsberg nach Mecklenburg-Vorpommern aus Sicherheitsgründen zu untersagen. Das teilte der Sprecher der Initiative "ContrAtom", Jan Becker, mit.
Die vorwiegend von außerhalb - unter anderem Niedersachsen und Hamburg - kommenden Atomgegner befürchten, dass Brücken auf der Bahnstrecke unter der Last zusammenbrechen könnten. Das "Herz des Reaktors" wiegt samt Abschirmung rund 170 Tonnen und soll mit einem Spezialwaggon über die rund 290 Kilometer lange Strecke rollen. Woidke sagte bei einem Besuch des einst von der Sowjetunion gebauten KKW Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin): "Wer den Rückbau kerntechnischer Anlagen will, muss auch Transporte zulassen."
Brandenburgs Bündnisgrüne traten dafür ein, die Fahrt zu verschieben. Die Bahn sollte die Tragfähigkeit der Brücken überprüfen lassen. Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD) sagte: "Ich erwarte von der DB AG und dem Eisenbahnbundesamt, dass alles getan wird, um die Brücken auf der Strecke bei Lindow absolut sicher zu machen."
Reinhard Dalchow vom kirchlichen Umweltkreis im Nachbardorf Menz äußerte Bedenken wegen "maroder" Eisenbahnbrücken in Nordbrandenburg. Die Initiative gilt seit Jahrzehnten als einzige KKW-kritische Gruppierung in der Region, in der der 70 Megawatt-Reaktor 1966 ans Netz ging. Den Beteuerungen von Bahn und EWN glauben Dalchow und angereiste Atomkraftgegner aus dem niedersächsischen Uelzen nicht.
Das Problem mit den Brücken ist Minister Woidke und dem KKW-Leiter Michael Schönherr nach eigenem Bekunden seit 2006 bekannt. Darum habe man einen Spezialwaggon mit 24 Achsen angefordert, der rund 50 Meter lang ist. "Hier verteilt sich die Last so, dass pro Achse nur 16,5 Tonnen Gewicht anfallen", erklärt der 53-Jährige Schönherr, der seit 1979 im KKW arbeitet. Obendrein werden auf der Bahnstrecke zwei Brücken zusätzlich abgestützt. Der Zug darf nur 30 Kilometer pro Stunde schnell fahren.
Für die bis 2012 geplante komplette Demontage der Anlage sind rund 420 Millionen Euro eingeplant. Das Know-how beim KKW-Abbau nutzt EWN bereits bei anderen Atomabbauprojekten in Deutschland sowie beim Verschrotten atomgetriebener U-Boote in Russland.