Gazprom will in den deutschen Strommarkt einsteigen
Stand: 30.06.2011
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Moskau - Der russische Energieriese Gazprom hat seine Pläne bekräftigt, in die deutsche Strombranche einsteigen zu wollen. "Wir beabsichtigen, uns auf dem attraktiven deutschen Markt an Projekten zum Bau von Kraftwerken zu beteiligen", sagt Gazprom-Chef Alexej Miller am Donnerstag auf der Jahresversammlung des Unternehmens in Moskau.
Gazprom habe nicht nur das Gas, sondern auch die Erfahrung, um diesen Projekten zum Erfolg zu verhelfen, sagte Miller. Nach Angaben von Gazprom-Sprecher Sergej Kuprianow steht der Konzern bereits "in Verhandlungen" mit der deutschen Seite.
In Deutschland werde die Gas-Nachfrage nach dem beschlossenen Atomausstieg deutlich steigen, sagte Miller laut Redemanuskript. "Deshalb studieren wir eine Reihe von Möglichkeiten zusätzlicher Einnahmen." Miller hatte früher konkretes Interesse am Einstieg in Projekte des E.ON-Konzerns geäußert. Das deutsche Unternehmen wollte Gespräche darüber aber nicht bestätigen.
Miller kündigte für das laufende Jahr einen Ausbau russischer Gas-Exporte nach Europa von 139 Milliarden (2010) auf rund 158 Milliarden Kubikmeter an. Gleichzeitig werde sich der Konzern aber auch stärker den energiehungrigen Märkten in China, Indien und Japan zuwenden. "Im vergangenen Jahr machte unser Anteil am europäischen Markt 23 Prozent aus, aber er wird wegen der wachsenden Zahl von Partnern (in Asien) sinken", sagte Miller. "Wegen dieser neuen Absatzmärkte steigt unser Exportumfang mindestens um die Hälfte."
Der gesamte Exporterlös für 2011 werde bei geschätzten 72 Milliarden Dollar (rund 50 Mrd Euro) liegen, sagte Gazprom-Vize Alexander Medwedew. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern hier rund 30 Milliarden Euro erwirtschaftet. Gazprom hält weltweit einen Anteil von 15 Prozent an der Gasförderung und von 18 Prozent an den Reserven.
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