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Gazprom nimmt Probebohrung für größten EU-Erdgasspeicher vor

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: ddp

Wittstock - Der russische Energiekonzern Gazprom hat im Norden Brandenburgs mit Probebohrungen für den Eu-weit größten Erdgasspeicher begonnen. Auf einem Feld in der Nähe des Dorfes Schweinrich (Ostprignitz-Ruppin) errichtete der Konzern eine geologische Erkundungsstation und startete am Mittwoch offiziell mit den ersten Probebohrungen. "In den kommenden 60 bis 80 Tagen wollen wir an der Stelle bis auf eine Tiefe von 1500 Meter vordringen. Wir vermuten dort große Vorkommen an porösem Sandstein, der sich als eine Art Schwamm für die Einlagerung von Gas hervorragend eignet", erläuterte Gazprom-Projektleiter Klaus Cores das Vorhaben.

Wird der Konzern wie erhofft fündig, soll an gleicher Stelle in vier bis sechs Jahren der größte Erdgasspeicher auf dem Gebiet der Europäischen Union entstehen. "Nach unseren Berechnungen müssten sich hier Speicherkapazitäten für mindestens fünf bis acht Milliarden Kubikmeter Erdgas befinden", sagt Cores. Wäre es an dem, könnte Gazprom Erdgas aus der bis 2011 geplanten Ostseepipeline im Norden Ostdeutschlands einlagern.

Die Vermutungen zu dem gewünschten Untergrund stützt Gazprom auf Gutachten aus DDR-Zeiten. "Uns liegen Unterlagen von Bodenuntersuchungen aus der Region um Mirow vor. Damals wurde auf bis zu gut 8000 Meter Tiefe gebohrt und das Ergebnis deckt sich mit dem, was wir benötigen würden", gibt sich Cores optimistisch.

Zur Errichtung des Speichers benötigt Gazprom allerdings eine Bergbaugenehmigung. "Der Befund von Sandstein allein reicht dafür keineswegs aus", sagt Ramon Conrad vom brandenburgischen Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe. "Der Speicher müsste weitestgehend dicht sein. Also wird zu prüfen sein, ob sich über der Einlagerungsschicht abdichtende Materialien wie Tonstein oder Salz befinden. Im Falle von Salz darf zudem kein Wasser in den Erdschichten fließen. Erst wenn all dies vorliegt, würden wir eine Genehmigung erteilen", sagt Conrad. Zugleich betont Conrad, dass die Bevölkerung absolut sicher sei im Falle einer Einspeicherung. "Über dem Gasfeld läge dann über ein Kilometer Gestein. Das übertrifft die Sicherheitsbestimmung um ein Vielfaches.

Um die Gegebenheiten zu klären, untersucht Gazprom im Anschluss an die Bohrungen das Gebiet zudem auch seismologisch. "Mit Schallwellen wird das unterirdische Gebiet auf einer Fläche von 160 Quadratkilometern dreidimensional abgebildet. Damit erhalten wir ein abschließendes Bild und wissen, ob der Speicher dicht ist", sagt Cores weiter. Unterstützung erhält die deutsche Abordnung von Gazprom in Schweinrich direkt aus Moskau. "Eingebunden in die Untersuchungen ist die Denkfabrik von Gazprom, Uniigaz in Moskau", sagt Cores.

Außer in Schweinrich plant Gazprom 70 Kilometer entfernt auf mecklenburgischem Gebiet einen zweiten Speicher. Bereits im Herbst 2008 hatte Gazprom dort nahe dem Dorf Hinrichshagen im Landkreis Müritz vergleichbare Untersuchungen durchgeführt. Diese Ergebnisse würden nach Unternehmensangaben derzeit noch ausgewertet. "Belastbare Aussagen können wir erst im Juli treffen. Allerdings rechnen wir auch hier mit einer Kapazität von mindestens fünf Millionen Kubik", sagt Cores.

Die Kosten für die gesamte Erkundungsphase in Schweinrich und Hinrichshagen betragen nach Angaben von Gazprom rund 40 Millionen Euro. Sollte tatsächlich irgendwann an den zwei Standorten Erdgas unter der Oberfläche gelagert werden, müsste der Konzern zusätzlich 800 Millionen investieren. Nochmals hinzu kämen die Kosten für eine unterirdische Gasleitung nach Greifswald in Vorpommern, wo die 1500 Kilometer Ostseepipeline in Deutschland anlandet. "Das Ganze ist für uns aber immer noch billiger als wenn wir ein Leitungsnetz unterhalten müssten", sagt Cores unter Verweis auf die Besonderheiten des deutschen Marktes. "Um jahreszeitliche Schwankungen im Verbrauch auszugleichen, müssten wir mit vielen Verdichtern arbeiten und eine Unzahl an Pumpstationen bauen. Nach Corres Worten sind die Speicher "die betriebswirtschaftlich sinnvollere Lösung".