Hamburg (dpa) - Die Entwicklung auf den internationalen Ölmärkten hat auch die deutschen Gaspreise in Bewegung gebracht. Wie eine dpa- Umfrage am Mittwoch ergab, haben einige Unternehmen zum 1. April ihre Tarife angehoben oder planen dies in den kommenden Monaten. Bereits zum Jahreswechsel hatten Gasversorger unter anderem wegen der Ökosteuer die Preise erhöht. Die Gaspreise sind an den Ölpreis gekoppelt und werden jeweils mit mehrmonatiger Verzögerung angepasst.
Die "Bild"-Zeitung hatte am Mittwoch unter Berufung auf den Energieinformationsdienst EID über Preiserhöhungen zwischen vier und acht Prozent bei einigen Versorgern berichtet.
Kunden des Frankfurter Versorgers Mainova müssen seit Dienstag 3,89 Euro-Cent je
Kilowattstunde (kWh) zahlen und damit 0,26 Cent mehr als zuvor. Für einen Vier-Personen-Haushalt schlagen damit bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20 000 Kwh inklusive aller Abgaben und Steuern 934,54 Euro zu Buche. Vor der Preisanhebung waren es 883,54 Euro.
Ebenfalls zum 1. April erhöhte der Grosshändler Verbundnetz
Gas AG
(VNG/Leipzig) die Preise. Nach Darstellung von Unternehmenssprecher Volker Kadow handelt es sich um die übliche halbjährliche Anpassung der mit dem Ölpreis verknüpften Gaspreise. Zahlenangaben machte Kadow nicht.
Die Berliner
Gasag als grösster kommunaler Gasversorger in Deutschland will die Tarife zum 1. Juni oder 1. Juli anheben. "Wegen des gestiegenen Ölpreises wird sich das nicht umgehen lassen", sagte GaSAG-Sprecher Klaus Haschker der dpa. Für eine Kilowattstunde müssten die Verbraucher vermutlich 0,2 Cent mehr zahlen. Pro Jahr bedeute dies für eine Durchschnittsfamilie Mehrkosten von 40 bis 60 Euro. Konkrete Beschlüsse seien aber noch nicht gefasst. Die jüngste Preiserhöhung der Gasag liegt erst drei Monate zurück. Seit dem 1. Januar kostet die Kilowattstunde 0,3 Cent mehr.
Auch der deutsche Marktführer Ruhrgas plant Erhöhungen wegen der gestiegenen Ölpreise. "Dies geschieht nicht einheitlich, da es individuelle Lieferverträge mit unseren Kunden gibt", teilte das Unternehmen mit. Die Entscheidung über die Höhe der
Gaspreise gegenüber den Endkunden werde von den Stadtwerken getroffen. Zum Umfang und Zeitpunkt der Preisanhebung machte Ruhrgas keine Angaben.
Bereits Mitte Februar hatte die Mitteldeutsche Gasversorgung GmbH
(MITGAS) mit Sitz in Gröbers bei Leipzig ihren Bruttoarbeitspreis pro Kwh um 0,172 Cent hoch gesetzt. Nach Unternehmensangaben bedeutet dies für einen durchschnittlichen Heizgaskunden Mehrausgaben von rund 35 Euro brutto pro Jahr. Eine weitere Preisanhebung sei vorläufig nicht geplant, hiess es.
Unverändert geblieben sind die Preise dagegen zum 1. April bei den Hamburger Gaswerken und den Stadtwerken Hannover. Auch der Mannheimer
Gasversorger MVVEnergie AG, die Energie Baden-Württemberg Gas und die Heidelberger Stadtwerke blieben bei ihren alten Preisen.
Deutschlands zweitgrösster Gasversorger RWE Gas hat die Preise für
Privat- und Gewerbekunden ebenfalls nicht erhöht. Allerdings waren die Tarife für die Marke RWE-Naturgas nach Angaben von Unternehmenssprecher Klaus Schultebraucks bereits zum Jahreswechsel um rund 0,3 Cent je Kilowattstunde gestiegen. Auch bei den Stadtwerken Magdeburg gab es die letzte Änderung zum 1. Januar, als die Erhöhung der Ökosteuer an die Kunden weiter gegeben wurde.
Der Bundesverband der Energieverbraucher kritisierte die Preiserhöhungen. "Die deutschen Gasversorger verdienen so viel, dass sie einen gestiegenen Ölpreis locker wegstecken könnten", sagte Verbandschef Aribert Peters. Grund für die Steigerung sei der fehlende Wettbewerb in der Branche. "Das Gas in Deutschland ist ohnehin viel zu teuer."