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Gaskraftwerke: Stromriesen sind skeptisch

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Düsseldorf - Durch die Energiewende in Deutschland wird auch die Debatte um den Ausbau von Großkraftwerken angeheizt. Experten zufolge kann nur durch einen massiven Zubau der Wegfall der Kernenergie verkraftet und die kontinuierliche Stromversorgung bei einem wachsenden Anteil von erneuerbaren Energien gesichert werden, bei deren Produktion es starke Schwankungen gibt. In den Fokus rücken dabei insbesondere Gas- und Dampfturbinenkraftwerke (GuD). Nun plant die Bundesregierung sogar eine Förderung für fossile Kraftwerke aus dem Klimafonds.

Bei den Stromriesen RWE, E.ON & Co. stoßen die Anlagen auf Skepsis. Gleichwohl wird der Energiekonzern E.ON Mitte September dieses Jahres mit Irsching IV eines der modernsten Gaskraftwerke in Deutschland in Betrieb nehmen. 

RWE und der russische Gigant Gazprom kündigten am Donnerstag in Rom eine neue Kraftwerksallianz an. Vor dem Hintergrund des Ausstiegs aus der Kernenergie "sehen wir gute Chancen für den Bau neuer moderner Gaskraftwerke in Deutschland", betonte RWE in einer Grundsatzerklärung. Die Essener schielen vor allem auf eine sichere Gasversorgung durch den mächtigen russischen Partner in dem geplanten Joint Venture.

Dabei hatte RWE zuletzt immer wieder darauf hingewiesen, dass neue Gaskraftwerke in Deutschland derzeit nicht rentabel seien. Doch mit Gazprom im Boot könnte die Rechnung wieder aufgehen. Bei den Gaskraftwerken sehen sich die großen Versorger nämlich in einer Rentabilitätsfalle: Die Differenz zwischen den Brennstoffkosten, einschließlich der Preise für die CO2-Verschmutzungsrechte - einerseits und den Strompreisen anderseits sei zu niedrig, sagen sie.

Neben dieser Kennziffer, im Fachjargon auch "clean spark spread" genannt, kommen Unwägbarkeiten über den Einsatz der Kraftwerke hinzu. Mit Gaskraftwerken lassen sich zwar Schwankungen des Stroms aus Sonne und Wind ausgleichen. Doch je stärker sich die Stromversorgung aus erneuerbaren Energien speist, umso weniger produzieren Gaskraftwerke.

Dennoch - Gas ist auf dem Vormarsch. Gazprom hat das längst erkannt und will in Westeuropa stärker Fuß fassen. Dass der Brennstoff bei der Stromerzeugung inzwischen eine größere Rolle spielt, zeigt ein Blick auf die Zahlen. Im Strommix lag sein Anteil im vergangenen Jahr bei 13,6 Prozent. Tendenz steigend. Erdgaskraftwerke, das sei ziemlich sicher, würden auch 2050 immer noch erforderlich sein, wagte Dieter Steinkamp von der Kölner Rheinenergie unlängst eine Prognose.

Tatsächlich ist mit der Energiewende für die kommunalen Versorger der Neubau von Gaskraftwerken wieder interessanter geworden. Ohnehin sehen sich diese Unternehmen, die mehr als die Hälfte der Bevölkerung mit Strom versorgen, als Treiber beim Umbau des Energiesystems. Nach Angaben des Hauptgeschäftsführerers des Verbandes der Kommunalen Unternehmen (VKU), Hans-Joachim Reck, investieren die Stadtwerke derzeit über acht Milliarden Euro in 5000 Megawatt neue Erzeugungskapazitäten.

Bis 2020 soll ihr Anteil an der Stromerzeugung von derzeit gut 9 Prozent verdoppelt werden. "Wenn der Rechts- und Investitionsrahmen stimmt, werden wir in den kommenden Jahren weitere sechs Milliarden Euro bereitstellen", versichert der Verbandschef.

Bis Ende 2019 sind in Deutschland nach einer Liste des Bundesverbandes Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) 51 Kraftwerke geplant, davon entfällt mehr als die Hälfte auf Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 10.000 Megawatt. Der BDEW schätzt das gesamte Investitionsvolumen auf eine Summe von 50 Milliarden Euro.