Berlin (AFP) - Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat eine längere Laufzeit des Atomkraftwerks Neckarwestheim I aus Sicherheitsgründen abgelehnt. Der 32 Jahre alte Reaktor verfüge über "weniger Sicherheitsreserven" als der moderne Block II, von dem der Betreiber EnBW Laufzeiten auf Block I übertragen wollte, teilte das Bundesumweltministerium am Donnerstag in Berlin mit. Damit müsste das zweitälteste deutsche Akw Ende 2009 endgültig abgeschaltet werden. Der Betreiber EnBW kündigte allerdings an: "Wir werden den Entscheid jetzt prüfen und behalten uns ausdrücklich weitere rechtliche Schritte vor."
Nach dem
Atomgesetz wird die Laufzeit für jedes deutsche Atomkraftwerk nach der Strommenge bemessen, die es noch erzeugen darf. Nach deren Produktion erlischt die
Betriebserlaubnis. Strommengen können aber von einem jüngeren auf ein älteres Akw übertragen werden, wenn dies nicht zu Lasten der Sicherheit geht und das Bundesumwelt- ebenso wie das Wirtschaftsministerium und das Kanzleramt zustimmen. Das Bundesumweltministerium vertrat in seiner Mitteilung auch die Einschätzung, dass ein längerer Betrieb des Atommeilers Neckarwestheim I "zur Sicherstellung der Energieversorgung und zum Klimaschutz nicht erforderlich" sei.
Das Ministerium kritisierte zugleich, dass
EnBW den im Rahmen der Prüfung angestellen Sicherheitsvergleich der Akw Neckarwestheim I und II abgelehnt und auch auf Anforderung keine Unterlagen vorgelegt habe. Die Prüfung sei aufgrund von Unterlagen erfolgt, die dem Bundesumweltministerium als Bundesaufsicht vorgelegen hätten oder die von der zuständigen Atomaufsichtsbehörde, dem baden-württembergischen Umweltministerium, übermittelt worden seien.
Die EnBW
Energie Baden-Württemberg AG erklärte, dass sie ihren Antrag auf Übertragung von Laufzeiten "unverändert für rechtlich zulässig, begründet und richtig" halte. Das Unternehmen verwies auf seine schon im März 2007 erhobene Klage vor dem Verwaltungsgericht Mannheim, weil das Bundesumweltministerium bis dahin keine Entscheidung in der Sache getroffen hatte.
Gabriel hatte zuvor schon einen RWE-Antrag auf Übertragung der Stromproduktion vom Akw Emsland auf Deutschlands ältesten Meiler, Biblis A, abgelehnt. Nachdem der hessische Verwaltungsgerichtshof im Februar die Ablehnung des Ministeriums bestätigte, legte das Unternehmen Revision beim Bundesverwaltungsgericht ein. Derzeit prüft das Umweltministerium noch einen Antrag der Betreibers
Vattenfall auf Übertragung von Krümmel auf Brunsbüttel.
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