Gabriel eröffnet offiziell größtes Erdwärmekraftwerk bundesweit
Stand: 02.06.2009
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Unterhaching - Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat am Dienstag in Unterhaching offiziell das größte Erdwärmekraftwerk bundesweit eröffnet. Gabriel sagte, in der Geothermie-Technik sei Deutschland herausragend. "Wer kein Gold im Boden hat, muss sich halt um das Gold in den Köpfen kümmern". Die Branche sei ein gutes Beispiel für deutsche Innovationsfähigkeit, betonte er.
Die Anlage zur Strom- und Wärmeerzeugung liefert laut Betreiberfirma derzeit 2 Megawatt Strom, ist aber auf 3,36 Megawatt elektrische Leistung ausgelegt. Knapp fünf Jahre nach der ersten Bohrung soll im Sommer diese Leistung erreicht werden. Die Wärmeversorgung war bereits im Herbst 2007 gestartet worden.
Das Wasser wird aus rund 3500 Metern Tiefe hochgepumpt, dessen Temperatur liegt bei 122 bis 133 Grad. Erstmals in Deutschland kommt in Unterhaching die besonders effiziente sogenannte Kalina-Technik zum Einsatz. Dabei erwärmt das heiße Wasser ein Ammoniak-Wasser-Gemisch, das bei relativ niedrigen Temperaturen verdampft, so dass eine höhere Energieausbeute möglich ist. Erdwärme gilt als wichtige Energiequelle der Zukunft, als klimafreundlich und wetterunabhängig.
Hintergrund: Die Erde strahlt täglich etwa zweieinhalb Mal mehr Energie in den Weltraum ab als die Menschheit verbraucht. Quelle ist die Erdwärme, die unterhalb der Erdoberfläche gespeichert ist. In etwa 100 Metern Tiefe im Erdboden liegt die Temperatur bei 7 bis 12 Grad Celsius. In Mitteleuropa wird es dann um etwa 3 Grad pro 100 Meter Tiefe wärmer, wie der Bundesverband Geothermie im niedersächsischen Geeste vorrechnet.
Anders als etwa in Island liefert die Geothermie in Deutschland bisher keine nennenswerten Beiträge zur Gesamtversorgung mit Strom und Wärme. Ihr Anteil am gesamten Endenergieverbrauch lag nach einem Bericht des Bundesumweltministeriums im Jahr 2008 in der Stromversorgung nahe Null, bei Wärme und Heizung immerhin bei 0,2 Prozent. Zum Vergleich: Alle Ökoenergien zusammen erreichten 2008 einen Anteil am Endenergie-Verbrauch von 14,8 Prozent beim Strom und 7,8 Prozent bei der Wärme.
Bei der Oberflächengeothermie wird 100 bis maximal 200 Meter tief gebohrt und dann die Energie mit einer Wärmepumpe gewonnen, so dass Wasser auf immerhin etwa 35 Grad erwärmt wird. Bei der Tiefengeothermie hingegen geht die Bohrung mehrere tausend Meter in die Erde. Dabei wird teils über 100 Grad heißes Wasser zur Nutzung an die Oberfläche gepumpt. In Deutschland gibt es laut Bundesverband Geothermie rund 30 bis 40 Anlagen zur Nutzung tiefer Erdwärme. Nur drei dieser Anlagen erzeugen bisher auch Strom: Neustadt-Glewe in Mecklenburg-Vorpommern, Landau in Rheinland-Pfalz und Unterhaching in Bayern.