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Für Studenten und Geringverdiener: Stromspar-Helfer im Einsatz

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Berlin - Die Stromkosten steigen für nahezu alle Haushalte. Ein Wechsel zu einem günstigen Stromanbieter hilft beim Sparen. Zusätzlich können Geringverdiener die Hilfe eines Stromspar-Projekts in Anspruch nehmen.

Am schicken Chamissoplatz in Berlin-Kreuzberg ist Energiearmut nicht unbedingt zu vermuten. Gründerzeit-Altbauten säumen den bei Künstlern, aber auch bei Touristen beliebten Platz. Im Nieselregen warten Stefan Grewe und Norbert Bekera (Namen geändert) auf Einlass, in ihrer Tüte haben sie 19 Energiesparlampen, abschaltbare Stecker und Wasserdurchfluss-Begrenzer. Sie sind als Stromspar-Helfer im Einsatz und somit Verbündete der Regierung.

Denn wenig sorgt die Mannschaft von Kanzlerin Merkel (CDU) bei ihrer Energiewende derzeit mehr, als zu stark steigende Strompreise. Denn das könnte ihnen den Bundestagswahlkampf 2013 verhageln und die Akzeptanz für die Energiewende schwinden lassen.

Analyse der Wohnräume

Dabei lässt sich schon mit kleinen Kniffs viel sparen. Grewe und Bekera gehen in den ersten Stock, eine Studenten-WG. Der 31 Jahre alte Jens Meier (Name geändert) hat aus der Presse von dem Projekt Stromspar-Check der Caritas und des Bundesverbandes der Energie- und Klimaschutzagenturen erfahren. Es hilft allen Geringverdienern und Beziehern von Sozialleistungen. Die Studenten-WG bekommt Wohngeld.

Die arbeitslosen, vom Jobcenter eingesetzten Stromspar-Helfer analysieren beim ersten Besuch Raum für Raum, wo es Einsparpotenzial gibt. Bei dem zweiten Termin rücken sie mit Materialien an, die es kostenlos gibt. Mit diesen lässt sich der Verbrauch bei Energie und Wasser um durchschnittlich 13 Prozent drosseln. Damit kann so manche Preiserhöhung kompensiert und eine Stromsperre verhindert werden.

800.000 kostenlose Stromsparartikel

Stromspar-Helfer wie Grewe und Bekera erhalten vor dem ersten Einsatz bis zu 100 Stunden fachliches Training. 70.000 Haushalten wurde so bundesweit schon geholfen, 800.000 Stromsparartikel wurden bisher eingebaut - umsonst. Das Haus von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) fördert das Projekt - im Juni erhielt es in Brüssel den Sustainable Energy Europe Award in der Kategorie Verbraucher.

Auch in der Studenten-WG gibt es so einiges zu verbessern. Da ist in der Wohnküche das Radio auf dem Fensterbrett, was seit dem Einzug 2006 kaum genutzt wird, aber dennoch kontinuierlich Strom zieht. "Das Ding hat mich seit dem Einzug 100 Euro für nichts gekostet", ärgert sich Meier, der gerade sein zweites Jura-Staatsexamen in der Tasche hat und nun auf Arbeitssuche ist.

Waschmaschine zieht unbemerkt Strom

Im Badezimmer haben die Stromspar-Helfer festgestellt, dass auch die Waschmaschine nur auf den ersten Blick keinen Strom verbraucht, wenn sie ausgeschaltet ist. "Dat ist nen klassischer Shine-Out", sagt Bekera. Soll heißen, auch sie zieht unbemerkt Strom. Bei beiden Geräten helfen Stecker, die sich per rotem Schalter ein- und ausschalten lassen. Kostet nur drei Euro das Stück. Bei beiden Geräten lassen sich so zusammen 31 Euro pro Jahr sparen.

In der Küche lässt sich der Wasserdurchlauf durch einen Durchfluss-Begrenzer von 20 Liter auf 4,5 Liter in der Minute begrenzen. Und Meier erfährt, dass jedes zusätzliche Grad runterkühlen beim Kühlschrank sechs Prozent mehr Energie frisst.

522 Euro Ersparnis pro Jahr

Am Ende steht für 116 Euro an Energiesparartikeln, die Meier gratis bekommt, ein erstaunliches Ergebnis. 522 Euro kann die WG pro Jahr nun einsparen - 222 Euro beim Strom (allein 80 Euro durch einen Verzicht auf Standby-Betrieb), 199 Euro beim Wasser und 101 Euro für die Warmwassererwärmung, vor allem beim Duschen.

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hat jüngst gesagt, das Ziel, bis 2020 zehn Prozent Strom im Vergleich zu 2008 einzusparen, könnte verfehlt werden. Zumindest in Haushalten scheint aber das Potenzial erheblich zu sein. Das Problem: Gerade einkommensschwache Bürger haben kein Geld, um sich die neuesten energiesparenden Kühlschränke zu kaufen. Hier lässt sich aber bis zu zwei Drittel Strom durch neuere Modelle sparen.

Niemand beschwert sich über Energiewende

Die Stromspar-Helfer berichten, dass viele Bürger zudem gar nicht wüssten, wie viel Energie Handy- und Laptopkabel fressen, die pausenlos eingesteckt sind. Arabische Familien würden besonders viel kochen, und bei Arbeitslosen sei das Problem, dass sie mehr Zeit zu Hause verbringen und so mehr verbrauchen. Oft laufe zudem der Fernseher den ganzen Tag als Hintergrundmusik.

Und wächst der Zorn auf Merkels Energiewende wegen der hohen Preise? Stromspar-Helfer Grewe sagt eindeutig: Nein. "Dass sich jemand über die Energiewende beschwert, das hatten wir eigentlich noch nie." Zudem habe der Strompreis seit 2005 um 40 Prozent zugelegt, das sei ein längerer Trend. Auch Student Meier betont: "Die Energiewende sehe ich durchweg positiv, die Preise steigen schließlich nicht erst seit einem Jahr."