Fünf Tote durch Stromausfall in Italien - neue Probleme und verfehlte Energiepolitik [Update]
Stand: 29.09.2003
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Rom/Paris/Genf (dpa) - Der landesweite Stromausfall in Italien hat am Sonntag fünf Menschen das Leben gekostet. Nach Medienberichten vom Montag starben fünf Senioren. Sie seien entweder in der Dunkelheit umhergeirrt oder in Unfälle verwickelt gewesen. Inzwischen gibt es wieder Probleme mit der Stromversorgung im Land. Möglicherweise müssten gezielte Stromabschaltungen in einzelnen Regionen durchgeführt werden, warnte die nationale Energieversorgungs- Gesellschaft ENEL. Die genaue Ursache des größten Stromausfalls in der Geschichte des Landes ist weiterhin unklar. Über 56 Millionen Menschen waren davon betroffen.
Da Italien vier Fünftel des elektrischen Stroms selbst produziere, hätte der nächtliche Ausfall der Stromimporte keine gravierenden Auswirkungen haben dürfen, hieß es. Die Aare-Tessin AG für Elektrizität (atel) in der Schweiz betonte am Montag, dass die Italienier rechtzeitig über den Ausfall einer Hochspannungsleitung informiert wurden.
In Frankreich schrieb der «Figaro», dass Italien nachts etwa 6000 Kilowatt importiert - die Hälfte aus der Schweiz und den Rest aus Frankreich sowie Österreich und Slowenien. Als die Leitungen aus der Schweiz ausfielen, fehlte schlagartig die Hälfte des importierten Stroms, etwa ein Sechstel des Gesamtverbrauchs. In Italien sprach die Tageszeitung "La Stampa" von den Folgen von "30 Jahren verfehlter Energiepolitik". Auch andere Medien wiesen darauf hin, dass Italien in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig getan habe, um die Energieversorgung zu sichern.
Es wurde auch Kritik an der Entscheidung laut, auf Atomkraftwerke zu verzichten. In Italien kommt es immer wieder zu Stromausfällen. Im Sommer mussten wegen der Überlastung des Stromnetzes wiederholt gezielte Abschaltungen vorgenommen werden. Die Stromversorger haben bereits vor Engpässen in der Energieversorgung auch im kommenden Winter gewarnt.