Frankreichs Opposition verlangt Atom-Untersuchungsausschuss
Stand: 04.11.2009
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Paris - Nach der allgemeinen Warnung vor Sicherheitslücken beim Europäischen Druckwasserreaktor (EPR) hat Fankreichs Opposition einen Untersuchungsausschuss im Parlament gefordert. Die Herstellung von Atomstrom sei eine zu ernste Angelegenheit, als dass länger "Undurchsichtigkeit und Geheimniskrämerei" herrschen dürften, erklärte die sozialistische Abgeordnete und Energieexpertin Aurélie Filippetti am Dienstag. Die neuen Hinweise sprächen für einen Untersuchungsausschuss, außerdem müsse eine landesweite Diskussion angestoßen werden. Die Umweltpartei Cap21 wies darauf hin, dass die Mahnung der Atomaufsichtsbehörden in Großbritannien, Frankreich und Finnland "beispiellos" sei.
Der Bau des ersten französischen EPR in Flamanville am Ärmelkanal müsse angehalten werden, forderte der Grünen-Abgeordnete Noël Mamère. Frankreich verschleudere vier Milliarden Euro für einen "Versuchsreaktor", und Staatschef Nicolas Sarkozy reise "als Vertreter" für Atomkraftwerke durch die Welt. Die Grünen würden in den kommenden Tagen einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss beantragen, kündigte Mamère an.
Die Atomaufsichtsbehörden der drei Länder hatten am Montag in einer gemeinsamen Erklärung kritisiert, dass das normale Reaktorkontrollsystem und das für Notfälle eingerichtete Sicherheitssystem beim EPR anders als vorgesehen nicht voneinander getrennt seien. Damit bestehe die Gefahr, dass beide Systeme bei der neuen Kraftwerksgeneration gleichzeitig ausfallen könnten. Bei einem Unfall könnte deshalb die Kontrolle über den Reaktor verloren gehen. Der französische Hersteller Areva müsse deshalb "die ursprüngliche Konzeption des EPR verbessern", forderten die Behörden.
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