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Fragen und Antworten zum taumelnden Energieriesen RWE

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Essen - Der Chef von RWE, Peter Terium, hat seinen Konzern auf der Bilanz-Pressekonferenz am Dienstag als Dampfer in stürmischer nebliger See beschrieben. Die Lage ist ernst und viele der 60.000 Mitarbeiter bangen um ihre Zukunft.

Was ist das Problem?

Mit seinem wichtigsten Geschäftsfeld, der Stromerzeugung, verdient RWE seit Jahren immer weniger Geld. Der Börsenstrompreis liegt aktuell bei nur 20 Euro pro Megawattstunde, das Doppelte wäre laut RWE nötig, um Kraftwerke und Kapitalkosten abzudecken. Noch verkauft RWE zu höheren Preisen der Vergangenheit, weil Stromkontrakte für Jahre voraus abgeschlossen werden. Das wird aber bald enden. Für das laufende Jahre sagt RWE bereits deutlich gesunkene Betriebsgewinne im Konzern voraus. Schon 2017 oder 2018 könnte es rote Zahlen im Stromgeschäft geben.

Was wäre die Folge?

Weitere Einsparungen und wohl Personalabbau. Schon jetzt spricht RWE-Vize Rolf Martin Schmitz von einem neuen Sparprogramm für die Braunkohle - dabei war gerade diese nach der Kernkraft kostengünstigste Energieform viele Jahre ein zuverlässiger Gewinnbringer.

Was tut RWE dagegen?

RWE teilt sich auf. Die Erneuerbaren Energien werden in eine neue Gesellschaft gebracht, die voraussichtlich Ende des Jahres an die Börse geht. Von den Einnahmen sollen weitere Wind- und später auch Photovoltaikkraftwerke finanziert werden, die dauerhaft Gewinn erwirtschaften. Davon profitieren auch die "alten" Kraftwerke, denn die RWE AG bleibt Haupteigentümer der neuen Gesellschaft - soweit der Plan. Außerdem laufen die Erneuerbaren schon jetzt: 2015 haben sich die Gewinne der RWE-Wind- und Wasserkraftwerke mehr als verdoppelt.

Was sagen Experten dazu?

Energieexperten wie Prof. Uwe Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Saarbrücken sind skeptisch. RWE stehe wie alle Atomkonzerne vor der enormen Last des Rückbaus der Kernkraftwerke.

Dafür müsse RWE neben den Rückstellungen wohl noch viel Tafelsilber verkaufen, sagt Leprich voraus. Und das große Geschäft mit der Erneuerbaren Energie sieht der Experte auch nicht. "Da sind schon viele ausgeschlafene Akteure am Markt, da wartet niemand auf RWE", sagt er. Die Hoffnung, an diesem gesättigten Markt größere Anteile zu gewinnen, sei "reichlich verwegen".

Was erhofft sich RWE von der Politik?

RWE setzt auf einen Kompromiss bei der Verteilung der Kosten für den Atomausstieg. Zudem pocht die Branche darauf, dass ihre Kohle- und Gaskraftwerke als verlässliche Reserve weiter gebraucht werden, um Stromausfälle in Zeiten mit einem geringen Ökostromangebot zu verhindern. Für das Bereithalten der dafür nötigen Erzeugungskapazitäten wollen sich die Unternehmen bezahlen lassen.

Was spricht zudem für RWE?

Das Unternehmen besteht seit über 100 Jahren und ist tief mit der deutschen Energiewelt verbunden - über Beteiligungen an Stadtwerken, Regionalgesellschaften und Millionen Gas- und Stromkunden. In der neuen Energiewelt, in der immer mehr Kunden selbst Strom erzeugen und ins Netz einspeichern wollen, ist der traditionelle Versorger mit seinem langjährigen Know-how auch erster Ansprechpartner für neue Dienstleistungsangebote. Damit könnte RWE dauerhaft Geld verdienen. "Wir entwickeln uns vom reinen Versorger zum Umsorger", sagt Terium.

Aber die Kommunen als Partner vor Ort sind derzeit doch eher schlecht zu sprechen auf RWE?

Einige Kommunalvertreter nehmen RWE die Streichung der Dividende übel und drohen sogar damit, Konzessionsverträge für die Stromdurchleitung künftig mit RWE-Konkurrenten abzuschließen. Doch solche Verträge werden europaweit ausgeschrieben und nicht nach Sympathie vergeben, sagte Terium. Dass man bei roten Zahlen keine Dividende ausschütten sollte, meinen sogar Aktionärsschützer wie Marc Tüngler von der DSW.

Also wird RWE es schaffen, den Dampfer wieder "hochseetauglich" zu machen, wie Terium es verspricht? Das hängt maßgeblich von einem Erfolg des Börsengangs ab. Sollte er missglücken, fehlt das dringend benötigte Geld für Zukunftsinvestitionen.