Förderkürzung und Preisverfall: Q-Cells weiter in der Krise
Stand: 27.03.2012
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Bitterfeld-Wolfen - Trotz Energiewende steckt die deutsche Solarindustrie in der Krise. Q-Cells galt einst als gefeierter Börsenstar, doch inzwischen kämpft der Solarkonzern ums Überleben. Der Ausblick für 2012 bleibt weiterhin pessimistisch.
Das ums Überleben ringende Solarunternehmen Q-Cells rechnet angesichts neuer Förderkürzungen in Deutschland und eines andauernden Preisverfalls mit einem weiteren düsteren Jahr. "Die Branche wird auch 2012 flächendeckend Verluste schreiben", sagte der Vorstandsvorsitzende des Konzern aus Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt), Nedim Cen, am Dienstag bei der Vorlage der Gesamtjahreszahlen. Q-Cells hatte das vergangene Jahr mit tiefroten Zahlen abgeschlossen und arbeitet derzeit mit Hochdruck an der Restrukturierung der Finanzen, um einer Insolvenz zu entgehen.
Viele neue Solaranlagen und starker Preisverfall
Wie schon Ende des vergangenen Jahres sei auch zu Beginn 2012 eine "hochexplosive Mischung" aus einem starken Zubau an Photovoltaikleistung - als Vorzieheffekt vor neuen Kürzungsschritten bei der Solarförderung - bei gleichzeitigem Preisverfall zu beobachten. Die zu erzielenden Preise lägen deutlich unter den Kosten, zu denen die Unternehmen produzierten. "Die Ergebnissituation ist branchenweit dramatisch", sagte Cen.
Der Preisentwicklung am Markt, die Hersteller hierzulande vor allem auf vermeintliche Dumpingangebote aus China zurückführen, will auch Q-Cells nicht länger tatenlos zusehen. Möglicherweise werde sich das Unternehmen zusammen mit anderen an einer Klage gegen das Geschäftsverhalten der Chinesen wenden, die zuletzt aufgrund eines besseren Zugangs zu Krediten von Seiten der Staatsbanken unter Preis anbieten konnten. Q-Cells spreche mit europäischen Wettbewerbern, eine abschließende Entscheidung sei aber noch nicht getroffen. "Wir werden sehr genau prüfen, ob wir uns beteiligen, denn auf Dauer ist irrationales Verhalten kein Mittel, um im Markt zu bestehen", sagte Cen.
USA helfen der eigenen Solarbranche
In den USA hat das Handelsministerium bereits auf Initiative des Bonner Photovoltaikunternehmens Solarworld Strafzölle für subventionierte Produkte chinesischer Solarkonzerne verhängt. Eine zusätzliche Entscheidung der Behörde über Dumpingzölle steht noch aus. Solarworld-Chef Frank Asbeck will auch in Europa klagen und hofft parallel, dass die EU-Kommission von sich aus ein Verfahren anstößt.
Cen warb erneut für die Restrukturierung von Q-Cells. Nur entschuldete Unternehmen seien in der derzeitigen Marktsituation überlebensfähig. Der Konzern aus Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) plant einen radikalen Schulden- und Kapitalschnitt, in dessen Folge die Gläubiger das Ruder übernehmen sollen. Die Aktionäre, die somit weitgehend aus dem Unternehmen gedrängt würden, müssen noch auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Mai oder Juni zustimmen. Auch drei Gläubigerversammlungen - es geht um drei Wandelanleihen im Volumen von insgesamt 580 Millionen Euro und damit um den wesentlichen Schuldenblock von Q-Cells - stehen noch aus. Scheitern die Pläne, droht dem Unternehmen die Insolvenz.
2011 war ein verlorenes Jahr
Das abgelaufenen Jahr verlief für Q-Cells "überaus enttäuschend", wie Cen sagte. "2011 war ein weltweit verlorenes Jahr für die Solarbranche." Wie schon Anfang des Monats auf vorläufiger Basis berichtet, fiel der Verlust bei dem Unternehmen unter dem Strichmit 846 Millionen Euro fast so hoch aus wie der Umsatz. Angesichts des erbitterten Preiskampfs in der Branche sowie hausgemachter Problemen brachen die Erlöse um ein Viertel auf nur noch gut eine Milliarde Euro ein. Ohne die Änderung der Strategie vom reinen Solarzellenhersteller zum Anbieter von Modulen und Komplettsystemen wäre das Ergebnis noch schlechter ausgefallen, sagte Cen.
Auch in diesem Jahr rechnet Q-Cells mit Verlusten. Erschwerend zum Preiskampf kommen die neuen Kürzungspläne der Bundesregierung für die Solarförderung hinzu. Im nächsten Jahr soll es aber zumindest wieder vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ein positives Ergebnis geben. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll 2014 wieder schwarz sein. Wahr werden könne das alles aber nur, wenn die Restrukturierung glückt, betonte Cen. Wegen des eingebrochenen Börsenwerts war Q-Cells zum 19. März aus dem Technologiewerteindex TecDax gefallen.