Flaute in der Windkraftbranche
Stand: 26.01.2011
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Berlin - In der deutschen Windkraftbranche herrscht Flaute: Die erfolgsverwöhnte Ökostrom-Sparte hat das eigene Branchenziel deutlich verfehlt. Im vergangenen Jahr wurden 19 Prozent weniger neue Kapazitäten aufgebaut als 2009. Insgesamt wurden 2010 nur 1.551 Megawatt Windleistung neu installiert. Dies teilte der Bundesverband Windenergie am Mittwoch in Berlin mit. Erwartet hatte die Branche 1.900 Megawatt - das wäre in etwa so viel, wie 2009 tatsächlich neu ans Netz gegangen ist. Für das laufende Jahr hofft die Branche auf 1.800 Megawatt Zubau.
"Ich bin nicht zufrieden mit der Entwicklung dieses Marktes", sagte Verbandspräsident Hermann Albers. Obwohl immer noch neue und größere Windräder aufgestellt werden, ist auch die eingespeiste Strommenge gesunken. 2010 waren es 37,3 Milliarden Kilowattstunden, im Jahr davor noch 38,75 Milliarden. "Das ist allemal etwas, was uns enttäuscht", sagte Albers. Insgesamt deckt Windenergie rechnerisch nach Verbandsangaben knapp neun Prozent des deutschen Strombedarfs. Es laufen 21.607 Anlagen mit 27.214 Megawatt Gesamtleistung.
Bereits seit dem Jahr 2000 weht der Wind nach Albers Worten durchschnittlich schwächer als in langfristigen Prognosen unterstellt wurde. Der Ertrag der Windkraftanlagen liege im Schnitt um zehn Prozent niedriger als unterstellt. Auch bei den Banken als Finanzierer der Anlagen herrsche Verunsicherung, sagte Albers. Einige Projekte, die nach ursprünglichen Windprognosen noch als profitabel gesehen wurden, gälten inzwischen als nicht mehr baubar.
Lange Winter verhageln die Bilanz
Akut hat nach Analyse des Verbands unter anderem der lange Winter 2009/2010 und der frühe Kälteeinbruch zum Jahresende die Bilanz der Branche verhagelt. Darüber hinaus beklagt die Branche den geringen Stellenwert, den die schwarz-gelbe Bundesregierung der Windkraft beimesse. Die Ausbauziele im Energiekonzept seien wenig ambitioniert, und die Verlängerung der Atomlaufzeiten schaffe ebenfalls ein schlechtes Umfeld.
"Ich erwarte eine positivere Atmosphäre", sagte Albers. Nötig seien langfristig 3.000 Megawatt neuer Kapazität pro Jahr, um die Klimaschutzziele und die gewünschte Energiewende zu erreichen. Bei der anstehenden Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), über das auch die Windkraft gefördert wird, sei Kontinuität gefragt - also keine stärkere Kürzung der Vergütung als ohnehin geplant.
Der Ausbau von Windkraftanlagen auf hoher See, auf den die Regierung ihr Hauptaugenmerk legt, kommt nach Angaben des Verbands nur langsam voran. Erstmals sei die Schwelle von 100 Megawatt Zubau bei Offshore-Anlagen knapp übersprungen worden. Für 2011 werden 300 Megawatt Zubau auf See erwartet. Auch das sogenannte Repowering - der Austausch kleiner alter gegen große neue Windkraftanlagen an Land - blieb 2010 mit 116 Anlagen bescheiden.