Rostock (dpa/mv) - Das Firmenkonsortium für den geplanten ersten Windkraftanlagen-Park in der Ostsee vor der Halbinsel Darß steckt in einer Flaute. Während die Brand Elektro GmbH ganz aus dem Projekt ausstieg, wurde für die Neptun Techno Product GmbH in der Vorwoche das Insolvenzverfahren eröffnet, wie deren Geschäftsführer Horst Hannemann der dpa jetzt bestätigte. Die Muttergesellschaft Neptun Techno Product Projekt- und Verwaltungsgesellschaft mbH habe das Vorhaben aber schon seit einem Jahr betreut und sei weiter stark an dem Pilotprojekt interessiert. Von den drei Ursprungsfirmen ist derzeit nur noch der Anlagenhersteller Nordex AG übrig.
Das Projekt etwa 20 Kilometer vor dem Darßer Ort (Nordvorpommern) sah bislang die Errichtung von 21
Windkraftanlagen mit einer Leistung von 40 Megawatt vor. Die drei Firmen sollten jeweils 7 Anlagen installieren und sich dadurch einen Know-how-Vorsprung sichern. Der Offshore-Park wäre der erste in Deutschland und für die boomende Windkraftbranche ein wichtiger Referenzstandort.
Die Landesregierung setzte sich in der Vergangenheit vehement für das Prestige-Projekt ein. «Wir drücken bei der Genehmigung für die geplante Pilot-Anlage vor der Halbinsel Darß gehörig aufs Tempo», hatte Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) immer wieder betont.
Umweltschützer und Tourismusbranche lehnen den Park hingegen kategorisch ab und warnen vor einer «Horizontverschmutzung» und negativen Folgen für die Natur.
Derzeit läuft die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), deren Ergebnisse eigentlich bis zum 30. Juni dieses Jahres feststehen sollen. «Dieser Termin wird sich aber voraussichtlich bis September verschieben», sagte Nordex-Sprecher Ralf Peters. Die Arbeiten für die Studie hatten offenbar erst mit Verspätung begonnen, nachdem entsprechende Zahlungen der Firmen nicht rechtzeitig eingegangen waren. Nach Angaben von Peters investierten die Unternehmen bereits mehrere 100 000 Euro in die UVP. Nordex sei nach wie vor an einer Kooperation mit anderen Firmen interessiert.
Sowohl Peters als auch Hannemann zeigten sich zuversichtlich, dass der Zeitplan für das Projekt eingehalten werden könne. Da der Park innerhalb der Zwölf-Seemeilen-Zone geplant ist, liegt die Genehmigungsbefugnis bei der Landesregierung. Die Planer rechneten ursprünglich mit einem Baubeginn im Jahr 2004.
Der Landestourismusverband hatte sich erst im vergangenen Oktober nach einem Studienbesuch beim größten
Offshore-Windpark der Welt an der dänischen Küste von Westjütland zu einem klaren Nein zu dem Projekt durchgerungen. «Im Bermudadreieck von (der Schifffahrtsroute) Kadetrinne, Nationalpark (Vorpommersche Boddenlandschaft) und Urlaubsregion schließen sich Projekte dieser Größenordnung von selbst aus», hatte Verbandsgeschäftsführer Bernd Fischer betont. Langfristige Auswirkungen auf Schifffahrt, Fischerei, Vogelzug und Tourismus seien vollkommen ungeklärt. «Die Durchsetzung dieses Windparkprojektes gliche deshalb einem Vabanquespiel.»