Fehlende Castoren bremsen AKW-Rückbau
Stand: 15.03.2012
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Berlin - Das im vergangenen Jahr von der Bundesregierung verhängte Atommoratorium war die Basis für die Stilllegung von acht Meilern. Doch es gibt ein Problem: Es fehlen überall Transport- und Lagerbehälter, die sogenannten Castoren. So könnten die Atommeiler noch weit länger stehen bleiben als zunächst gedacht.
Ein Jahr nach Beginn des Atommoratoriums der Bundesregierung und der folgenden Stilllegung von acht Atommeilern steht ein Mangel an Castorbehältern einem raschen Rückbau entgegen. Am Standort Krümmel stehen zum Beispiel nur zwei unbeladene Castoren bereit, die 104 Brennelemente aufnehmen können. Dort befinden sich noch 266 Brennelemente im Nasslager und 840 im Reaktor. Insgesamt gibt es derzeit nur rund 20 unbeladene Transport- und Lagerbehälter, zudem gibt es bisher bei keiner Anlage einen Antrag für einen Rückbauplan.
Nur wenige unbeladene Transport- und Lagerbehälter
Das geht aus Antworten Hessens, Baden-Württembergs, Bayerns, Niedersachsens und Schleswig-Holsteins an die Grünen-Fraktion hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Insgesamt gibt es demnach derzeit nur rund 20 unbeladene Transport- und Lagerbehälter. Für beide RWE-Anlagen im hessischen Biblis gibt es demnach bisher nur drei unbeladene Castor-Behälter für rund 60 Brennelemente.
RWE will bei Biblis A und B mit Blick auf den Rückbau bis zum Frühjahr dieses Jahres entscheiden, ob man einen direkten Abbau oder zunächst nur einen "sicheren Einschluss" beantragen will. Auch Eon, EnBW und Vattenfall haben sich noch nicht festgelegt, welches konkrete Stilllegungskonzept sie verfolgen wollen.
Die atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl, mahnte mehr Tempo an. "Die Betreiber müssen Gas geben und dafür sorgen, dass die abgebrannten Brennelemente möglichst schnell aus den stillgelegten Alt-Anlagen geschafft werden", sagte Kotting-Uhl. "Solange die Brennelemente nicht in Castor-Behältern ausgelagert sind, bestehen weiterhin erhebliche Sicherheitsrisiken."
Das Problem sind fehlende Genehmigungen
Nach Angaben des Deutschen Atomforums hängt die Verzögerung auch mit fehlenden Genehmigungen zusammen. "Die neue Castoren-Generation für Siedewasserreaktoren (SWR) steckt noch im Genehmigungsverfahren, davon sind alle SWR betroffen", erklärte ein Sprecher. Bei den stillgelegten Anlagen sind Krümmel, Brunsbüttel, Philippsburg 1 und Isar 1 Siedewasserreaktoren. Für Druckwasserreaktoren gibt es einen zugelassenen neuen Castor. Hier sei aber eine Ergänzung der Genehmigung notwendig, um alle Brennelemente einladen zu können, ohne die Belademenge zu reduzieren, hieß es beim Deutschen Atomforum.
Neben den fehlenden Castoren gibt es als weiteres Problem die Ungewissheit, wann das Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle, Schacht Konrad bei Salzgitter, betriebsbereit ist. Bisher ist 2019 geplant. Der Großteil der Abfälle soll dorthin, allerdings wird vor 2015 ohnehin nicht damit gerechnet, dass die Anlagen frei von Brennstoffen sind. Erst dann könnte der Rückbau beginnen.
Die Regierung hatte am 14. März 2011 ein dreimonatiges Moratorium für die ältesten Kernkraftwerke verfügt, die acht Anlagen durften nach dessen Ablauf nicht wieder ans Netz. Für die verbleibenden neun Anlagen wurde eine schrittweise Abschaltung bis 2022 beschlossen.