Experte: Elektroautos lösen klassische Pkw ab
Stand: 07.09.2011
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd
Mannheim - Elektroautos gelten momentan noch als Exoten auf deutschen Straßen. Doch ihnen gehört die Zukunft: In den nächsten Jahrzehnten würden sie nach und nach das konventionelle Auto ablösen, erklärte der Projektleiter der Begleitforschung des von Bundesförderprogramms "IKT für Elektromobilität", Andreas-Michael Reinhardt, gegenüber der Nachrichtenagentur dapd.
Derzeit sei die Elektromobilität noch in der Marktvorbereitungsphase, man sei jedoch weiter als gemeinhin angenommen. "In fünf Jahren werden wir ganz andere E-Autos sehen als die heutigen Elektromobile", fügte der Experte von der B.A.U.M. Consult GmbH hinzu. Sie würden insbesondere in Ballungsräumen zu einem wichtigen Teil der sogenannten multimodalen Mobilität, also der wechselnden Nutzung von Verkehrsmitteln.
Konventionelle Autos genügen modernen Ansprüchen nicht mehr
Die Anforderungen an die Autos der Zukunft seien hoch. Sie müssten sich für den Hersteller wirtschaftlich lohnen, an die individuellen Bedürfnisse der Nutzer angepasst und bezahlbar sein. Zugleich müsse die CO2-Bilanz bei der Herstellung der Komponenten und beim Verbrauch der Autos niedrig sein. Das konventionelle Auto könne all diese Anforderungen - insbesondere die der CO2-Bilanz - nicht erfüllen. "Es wurde so oft weiterentwickelt, dass es einem alten Haus gleicht, an das ständig angebaut wurde und das nur durch einen Abriss entrümpelt werden kann", sagte Reinhardt mit Blick auf die im Pkw verbaute Elektrik und Elektronik.
Die Zeiten, in denen das Auto als Statussymbol angesehen werde, könnten schon bald vorbei sein. Künftig werde es vermutlich ganz nüchtern als Fortbewegungsmittel und "Mobilitätswerkzeug" gesehen und nicht mehr als "emotional geprägtes Vehikel", sagte Reinhardt.
Verleihkonzepte werden wichtiger
Zwar werde Eigentum auch bei Automobilen der Zukunft eine große Rolle spielen, aber auch Verleihkonzepte würden immer wichtiger. Insbesondere in Ballungsräumen würden sich zahlreiche neue Carsharing-Konzepte herausbilden. Zudem müsse sich die Vernetzung zwischen Autos und öffentlichem Nahverkehr verbessern, betonte der Experte. Ohne diese multimodale Mobilität ließen sich die Klimaziele nicht erreichen.
Die Forderung der Politik, den CO2-Ausstoß drastisch zu senken, sei ein wichtiger Anreiz für die Automobilindustrie, trotz noch fehlender Kunden Elektrofahrzeuge zu entwickeln. Ihre niedrige CO2-Bilanz könne überdurchschnittlich hoch auf den Ausstoß herkömmlicher Autos im Flotten-Mix eines Herstellers angerechnet werden. Das vermeide Strafzahlungen an die EU-Kasse ab 2015.
Zudem veränderten sich die Anforderungen an die Mobilität weltweit drastisch. Am deutlichsten werde dies durch die sogenannten Megacitys, in denen in Asien schon heute überwiegende Teile der Bevölkerung lebten. "Wir brauchen in hoch verdichteten Wirtschaftsräumen preiswertere Mobilität, die den öffentlichen Nahverkehr stärker einbezieht", betonte Reinhardt. Die Elektromobilität sei dabei nur ein Glied im Gesamtkonzept.
Interesse an Elektroautos ist groß
Das Interesse der Bürger in Deutschland an Elektroautos sei groß, sagte der Experte. Umfragen zufolge würden fünf bis zehn Prozent der Verbraucher auf jeden Fall ein Elektroauto kaufen oder mieten, um etwas für die Umwelt zu tun. Viele andere seien zumindest interessiert. Sie ließen sich eines Tages vermutlich durch den deutlich günstigeren Fahrpreis pro Kilometer zum Umsteigen bewegen.
Vor 2050 würden Elektroautos aber voraussichtlich nicht dominieren. Grund sei, dass gerade Ältere an konventionellen Autos festhalten wollten. Die zunächst "sanfte" Migration werde umso heftiger ausfallen, je überzeugender und preiswerter die Elektrofahrzeuge seien.
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